Starke Frauen beim ImPuls Tanz-Festival

Saskia Hölbling und Doris Stelzer

Wien, 27/07/2007

Die österreichischen Choreografinnen Saskia Hölbling (36) und Doris Stelzer (35) bringen bei ImPuls Tanz im Schauspielhaus neue Werke heraus. Kommenden Sonntag hat Hölbling mit „cat in a deep freeze“ Premiere.

„In dem Solo geht es um die Expedition in die Kälte, um ein Einfrieren des einen Körpers, der einen anderen in Bewegung setzt.“ Hölblings letzte Arbeiten drehten sich um eine Auseinandersetzung mit dem Körper als bloßem Material. „In ‚Jours blancs‘ war der weibliche Körper Thema, aber nicht als Person oder als Bild, sondern mehr als Verbindung zwischen Lust, Schmerz und Wut. Jetzt geht es um die Auflösung des Körpers, dessen Topografie nicht mehr klar ist, der aber vorwärts will.“

Doris Stelzer, die wie Hölbling ein naturwissenschaftliches Studium verfolgte, ehe sie Tanzpädagogik am Konservatorium in Wien belegte, zeigt heute, Freitag, noch einmal „shifted views“. Auch für Stelzers Schaffen ist der Begriff Reduktion elementar. Hölbling versteht darunter das Aufbrechen einer neuen Komplexität, ganz ohne Bilderregen.

Stelzer will durch Reduktion eine andere Tiefe erreichen und die Wahrnehmung verändern: „Für das aktuelle Stück habe ich Posen und Ausdruck des Frauen-Bildes in der Werbung analysiert.“ Die idealisierten Darstellungen prägen das allgemeine Körperverständnis. Stelzer versucht sie mit exakten Studien, die die Wahrnehmung verschieben, zu unterwandern.

In „shifted views“ läuft der Tänzerin Lieve de Pourcq das Gesicht aus der Form. Augen, Mund und Nase verselbstständigen sich. 

Gewärtig ist beiden Künstlerinnen, dass sie es zunehmend mit einem umkämpften Tanz-Markt zu tun haben. Wie geht man da mit angesagten Trends um? Hölbling: „Man geht damit gar nicht um. Ich kann mich nur mit Themen befassen, die mir entsprechen, die authentisch sind.“ Niemand gebe einem die Gewissheit, ob eine Zukunft, die über vorübergehende Subventionen hinausgeht, möglich sei. Trotzdem fordern Hölbling, die international bekannt ist, während Stelzer eben zum Sprung ansetzt, von der Stadt Wien eine Öffnung.

Stelzer: „Es ist gut, dass es die Big Players gibt, Tanzquartier und ImPuls Tanz, aber die wachsende Szene braucht mehr Luft zum Atmen.“ Und Hölbling: „Das hat mehr mit strukturellen Fragen als mit Geld zu tun.“

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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