Modernistischer Schnickschnack

Die Birgit-Keil-Truppe forciert um Zeitgenossenschaft bemüht

oe
Karlsruhe, 19/07/2009

Fünf (vier) Expeditionen jenseits der heimatlichen Grenzen. „Tanz – Raum – Licht“ nennt sich der neue Karlsruher Ballettabend in fünf Teilen, frei nach rosalie, deren Installationen den gemeinsamen Nenner bilden. Doch nur einmal tanzen die Karlsruher auf heimischem Boden: im schlicht „Sonate“ betitelten Pas de deux, den Uwe Scholz einst für Birgit Keil und Vladimir Klos schuf, und in dem sich Elena Gorbatsch und Admill Kuyler als gehorsame Erben ihrer Stuttgarter Eltern erweisen. In den anderen vier Piecen haben sie es darauf abgesehen, sich als zeitgenössische Kids aus der Nachbarschaft des ZKM zu legitimieren. Das gelingt noch am pfiffigsten Ralf Jaroschinski in seiner „Suite sportive“ zur Musik der – ausgerechnet – „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms (als ob der sein Body Building beim Turnvater Jahn praktiziert hätte).

Danach wurde es dann gleich superavantgardistisch bei „Xanthopsia“ – wieder so ein ausgesprochen publikumseinladender Titel, in dem drei Ganoven vom Typ Josef Beuys sich modernistisch spreizen, „gelbsüchtig“ infiziert zwischen rosalies Eimer-Deponie. Frisch von der Hamburger Kampnagel-Fabrik importiert sodann Thiago Bordins „Ein fremder Klang“, gar nicht so fremd anmutend, sondern eher etepetete für drei sehr hanseatische Senatorentöchter choreografiert. Und als Finale schließlich Davide Bombanas „Sacre du printemps“ – in der Fassung für zwei Klaviere, von Rolf Plagge und Wolfgang Manz in und aus dem Piano gehämmert.

Dazu hatte sich rosalie ein superbes Bühnenbild einfallen lassen, lauter Einkaufswagen wie aus dem Fundus von Lidl. Und mit Begeisterung führte die komplette tänzerische Karlsruher Mann/Frauenschaft vor, was man so alles damit anstellen kann – sozusagen den neuen Typ von Lidl-Frühlingsrollen (als Discount). Irgendwo habe ich gelesen, dass es sich hier um das Opferritual einer von oberflächlicher Gier angetriebenen Gesellschaft gehandelt habe. Sei‘s drum! Sehr vermisst habe ich an diesem Abend den mitten während der Spielzeit offenbar im Unfrieden ausgeschiedenen Terence Kohler!

 

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