Deutschland holt auf

Versuch einer Spielzeitbilanz 2009/10

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Stuttgart, 04/08/2010

Erfolgreichste Saison einer Kompanie: das neu formierte Ballett am Rhein unter der Leitung von Martin Schläpfer. Die kontinuierliche Qualifizierung der großen Opernballettkompanien in Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Die interessanteste Kreation eines abendfüllenden Balletts: Marco Goeckes „Orlando“ beim Stuttgarter Ballett. Die gelungenste Reproduktion eines Klassikers: „Raymonda“ von Heinz Spoerli beim Zürcher Ballett. Die innovatorischste Kreation einer Choreografie: Wayne McGregors „Yantra“ beim Stuttgarter Ballett. Die hoffnungsvollste Entwicklung einer jungen Kompanie: Gauthier Dance, Stuttgart. Die erfreulichste Beobachtung: die inzwischen international registrierte Qualitätsarbeit der großen Schulen in Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Die souveränste Leistung einer etablierten Ballerina: Polina Semionova, in den von ihr erarbeiteten Rollen Marlúcia do Amaral als Martin Schläpfers Muse in Düsseldorf. Die erfolgreichsten männlichen Tänzer der Saison: Otto Bubeníček als Nijinsky in Neumeiers „Pavillon d‘Armide” und als „Orpheus“ Friedemann Vogel in Goeckes „Orlando“. Die hoffnungsvollsten Nachwuchstänzer: William Moore in Stuttgart, Alexandr Trusch in Hamburg.

Die besten Fernseh-Produktionen: Sasha Waltz: „Dialoge 09“ im Neuen Museum, Berlin, „Nijinsky & Neumeier – Eine Seelenverwandtschaft im Tanz“ von Annette von Wangenheim. Ein Abschied in Ehren: Ingrid Burmeister nach jahrzehntelanger tänzerischer Kärrnerarbeit in Pforzheim und Lüneburg. Die Toten des Jahres: José de Udaeta und Susana Aoudeoud, Philip Braunschweig, Fred Marteny, Marina Semjonowa. Die bedenklichsten Fehlentwicklungen: Die Diskrepanz zwischen der hohen Auslastung der Vorstellungen und der künstlerischen Substanz des Sammelsurium-Repertoires beim Staatsballett Berlin sowie die Androhung der Übernahme der „Esmeralda“-Bolschoi-Produktion von Yuri Burlaka. Das Auseinanderdriften der Ambitionen von Stefan Thoss und dem Publikumsinteresse in den Wiesbadener Ballettproduktionen. Die willkürliche Ballettberichterstattung und Terminauswahl der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die fortgesetzte Verweigerung eines Jahresregisters in der nunmehr „Tanz“ genannten Zeitschrift des Friedrich Berlin Verlags. Die wichtigsten Ballettbücher: Robert Gottlieb: „Reading Dance“, Pantheon Books, New York, Akim Volynsky: „Ballet’s Magic Kingdom“, Yale University Press New Haven and London. Ein kräftiger Daumendruck … für den Neubeginn in Leipzig und – lange überfällig – in Wien Und das Bedauern … nicht auch in Dresden gewesen zu sein – und auch die Arbeit in Bielefeld, Dessau, Hagen, Osnabrück, Gelsenkirchen, Braunschweig, Hannover, Mainz, Koblenz, Mannheim, Augsburg, Magdeburg und Nürnberg nur aus der Ferne verfolgt zu haben.

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