„Look at me, I’m Chinese“

Eine Produktion von Rubato & Mahjong bei „Tanz im August“

Berlin, 23/08/2010

Rubato fahndet im 25. Jahr seines Bestehens dem Umgang mit Menschen nach. Dass Berlins Exportschlager aus Jutta Hell und Dieter Baumann gleichsam in Chinas rauen Pelz die Laus einer feinen Kompanie für modernen Tanz setzt, ist glückliches Nebenprodukt ihres anderthalb Dezennien währenden Engagements für Tanz im Reich der Mitte. Sechs famose Könner, bereits in anderen Truppen erfolgreich, konnten sie zur neuen Formation Mahjong Dance verschweißen, die über das einzelne Projekt hinaus kreativ weiterarbeiten soll. „Look at me, I’m Chinese“ stellt die Tänzer vor, lässt sie ihre Vorlieben benennen und das, was sie unter typisch chinesisch verstehen. Dass dabei bewusst europäische Klischees bedient werden, vom militärischen Drill daheim bis zum Geschenkeshop, wie ihn Asiaten hier betreiben, liegt auf der Hand. Hinter Folklorezitaten verbirgt sich das Verlangen nach dem Aufbruch, unter biederer Kleidung Wäsche von Calvin Klein. Shanghai, wo das Stück entstand, eben im Magnetfeld zwischen Ost und West. Getanzt wird großartig, das Solo etwa von Chen Kai, dynamisch superb, technisch souverän im Spiel mit Verzögerungen, steht einzigartig da. Am Ende der vielen Episoden bleibt dennoch der Eindruck vom Besuch in einem multiplen Asia Shop.

Wie dem „Tanz im August“ bislang der Tanz leicht abhandenkommt, dafür stehen zwei kleinere Produktionen: die clever gemachte Installation „Dead Reckoning“ von Philipp Gehmacher & Vladimir Miller als flirrendes Spiel mit Videoaufzeichnungen; das rüde bis zärtliche Kampfgetöse „Still standing you“ von Pieter Ampe & Guilherme Garrido, dies allerdings mit ironischem Tenor.

Bis 3.9., Kartentelefon 259 00 427 und 247 49 880, Infos unter www.tanzimaugust.de

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