Tanz im Unterricht

Gastbeitrag von Kati Burchart

Erstmals stellten das Staatsballett Berlin und dessen Education-Programm „Tanz ist Klasse!“ sowie der Zeitbild Verlag tanzspezifisches Unterrichtsmaterial für die allgemeinbildenden Schulen vor. Der Berliner Kulturstaatssekretärs André Schmitz hob in seiner Ansprache hervor, dass Tanz ein wunderbares Medium sei, Kinder an kulturelle Bildung heranzuführen. Dr. Christine Theobald, Geschäftsführerin von „Tanz ist Klasse!“ und stellvertretende Intendantin, sowie Frank J. Richter, Geschäftsführer des Zeitbild Verlags, veranschaulichten anschließend das Lehrmaterial anhand von Beispielen. Das Material umfasst Arbeitsblätter zu Themen wie die Geschichte des Tanzes, „Stimmung in Tanz und Musik“, Bühne und Kostüme oder Handlungsballette, außerdem eine Lehr-DVD mit Musik und Anleitungen zum aktiven Tanzen in der Schule sowie ein Poster mit Information zum Bühnentanz.

Es dient Lehrerinnen und Lehrern als Handreiche, Lerneinheiten zum Thema Tanz ohne große Vorbereitung in den handlungsorientierten Unterricht zu integrieren. Einzelne Arbeitsblätter und Videosequenzen können unabhängig voneinander verwendet werden – für den Sportunterricht ebenso wie für andere Fächer, etwa für den Mathematikunterricht, wenn es um Geometrie und Spiegelung, Zahlenverhältnisse oder räumliche Vorstellung geht. Filmisch wird unter anderem gezeigt, wie Tanzstücke schrittweise erarbeitet werden können. Und je nach Alter und technischer Voraussetzung der Adressaten werden dabei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade des Tanzes sichtbar. Die Lehrdemonstrationen führen sowohl die Schulklassen der länger bestehenden Partnerschaften des Education-Programms als auch die professionellen Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin aus.

Dass sich das Lehrmaterial in der Praxis erst bewähren muss, versteht sich von selbst. Überzeugend sind schon vorab die konkrete Anschauung, das Beispiel, die Anbindung an die Institution Staatsballett. Denn mit jeder Erarbeitung tanzspezifischer Themen im Unterricht gehen immer auch die Möglichkeit und die Aufforderung einher, Theater und Ballett selbst zu besuchen sowie Einblicke in die Trainings- und Probenarbeit, in die Wissensformen des Tanzes sowie Kenntnisse über die Berufe der darstellenden Künste zu gewinnen.

Der Verein „Tanz ist Klasse!“ hat die Materialien (bestellbar für eine Schutzgebühr von 10 €) mit 40.000 € finanziert; aber deren weitere Nutzung und Verbesserung wird künftig auf Spenden und Zuwendung Dritter angewiesen sein. So einzigartig dieses tanzspezifische Unterrichtsmaterial des Staatsballetts Berlin bundesweit ist, so bleibt zu hoffen, dass es breite Unterstützung durch Schulen, Kulturpolitik und Nachfrage von außerhalb der Schulen erfährt. In den kommenden Jahren wird sich herausstellen, ob das bestehende Kooperationsnetzwerk des Staatsballetts und des Zeitbild Verlags mit an die 900 Schulen in Berlin und Umgebung ausreichend ist, um den Tanz gesellschaftsfähig zu machen und möglichst viele Kinder und Jugendliche, unabhängig ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, an den Tanz heranzuführen und dafür zu begeistern, wie es das erklärte Ziel des Education-Programms ist. Schließlich bleibt zu fragen, ob neben dem Ballett als Grundform europäischen Bühnentanzes nicht auch andere Formen des Tanzes in den Fächerkanon der Schule aufzunehmen sind; und wenn dies Sinn machen sollte, dann wäre darüber nachzudenken, in welcher Art und Weise und mit welchen neuen Kooperationspartnern dies geschehen könnte. Immerhin ist ein vielversprechender Beginn gemacht.