Operation: Ein Zapfenstreich für Terpsichore

Die Staatliche Ballettschule Berlin feiert die Übergabe der Horst-Koegler-Bibliothek und dessen Jubiläumsgeburtstag

oe
Berlin, 24/03/2012

Kein zackiger Grenadiermarsch und auch kein frommer Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“. Überhaupt nichts Militaristisches. Eher eine freudige Stimmung, wie auch draußen an diesem herrlichen Frühlingsabend im Zeichen des „Ich bete an die Macht des Tanzes“. Die Rede ist von der Übersiedelung der Horst-Koegler-Bibliothek von ihrem bisherigen Stuttgarter Standort an der Cranko-Ballettschule an die Staatliche Ballettschule Berlin. Generalstabsmäßig geplant und in die Praxis umgesetzt von den beiden Chefs der Operation „Ein Zapfenstreich für Terpsichore“, schlagkräftig in Szene gesetzt von Ralf Stabel und Gregor Seyffert.

Und so ging´s denn los mit der schmissigen Mazurka aus „Paquita“, ausgeführt von Schülerinnen und Schülern des 2.-4. Ausbildungsjahres. Wonach oe zum Zuge kam mit seinen Erinnerungen an Berlin, das das Berlin der fünfziger Jahre war, vorgetragen von zwei Alternativ-oes, so jung wie das Original damals war, in den Berliner Luftbrückenjahren.

Und dann tanzten sie alle an, die verschiedenen Absolventen aus dem Tanzkadetten-Corps vom Prenzlauer Berg. Ging es quer durch das Ausbildungsprogramm mit den abenteuerlichsten Namen wie „Giselle“ und „Esmeralda“, „Dornröschen“ und „Bodyslang“ (offenbar nach den jüngsten Trainingsmethoden der „Flying Steps“). Wonach die beiden Generalstäbler dem Stifter noch ein bisschen auf den Zahl fühlten und wissen wollten, was denn sein verblüffendstes Fehlurteil war – „Onegin“ von Cranko – und sich nach einem Wunderheilmittel für die Berliner Ballettmalaise erkundigt – ja, wenn er das wüsste, wäre er wohl schon längst Ballettdirektor, doch da das bekanntlich ein Schleudersitz ist, zog er es lieber vor, Kritiker zu werden, nicht zuletzt, weil es ihm ausgesprochen Spaß bereitet, mit seiner Meinung anzuecken.

Und zum Schluss gab es dann noch anstelle der Fackeln ein großes Rosen-Defilee für den Widmungsträger dieser Veranstaltung, der sich vorkam, nicht wie ein „Rosenkavalier“, sondern wie der veritable General einer Rosen-Armee. Wie gesagt: der Zapfenstreich einer etwas anderen Art, nicht vor einer Schlossfassade (und von keinen Protestrufen gestört), sondern in einer nüchternen Trainingshalle. Und hinterher gab´s Sekt mit Ausrufezeichen, voilà!

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