Bayerisches Staatsballett München

Hommage an Hans van Manen "Große Fuge", "Concertante", "Nacht", "Black Cake"

München, 06/02/2001

Am Ende des Abends erhoben sich die Zuschauer im ausverkauften Münchner Prinzregententheater von ihren Sitzen und ehrten den Choreografen Hans van Manen auf der Bühne mit lang anhaltenden Ovationen. Damit setzten sie fort, was kurz zuvor das Bayerische Staatsballett mit der Premiere seines neuen, vierteiligen Programms unter dem Titel „Hommage an Hans van Manen“ höchst eindrucksvoll unternommen hatte. Der neunundsechzigjährige Holländer, gerade mit dem renommierten Erasmuspreis ausgezeichnet und damit sozusagen „Kollege“ von, unter anderen, Marc Chagall und Charles Chaplin, gehört zu bedeutendsten Schöpfern konzertanter Ballette, seit es den Tanz gibt.

Vier seiner Stücke aus dem eigenen Repertoire neu einzustudieren und zu einem dicken van-Manen-Strauß zu binden, damit hat sich die Truppe nicht nur selbst einen großen Gefallen getan, sondern offensichtlich auch zahlreichen Ballettfreunden und Kollegen des Choreografen, die aus allen Teilen Deutschlands nach München gekommen waren. Hans van Manen – der nimmermüde Schilderer und Erklärer der Beziehungen zwischen den Geschlechtern, denen er immer wieder neue Nuancen abgewinnt – er ist in jedem dieser Stücke zu erkennen. In seinem berühmten Meisterwerk „Große Fuge“ (Beethoven) aus dem Jahre 1971, in dem er unter dem Vorwand, sie würden deren Bewegungen deutlicher machen, die vier Herren zum freien Oberkörper anfangs lange schwarze Röcke tragen lässt, die sie erst ablegen, wenn sie sich den vier Damen als wirkliche, stützende und tragende Partner zu erkennen geben, was man sich von den Münchnern allerdings mit etwas mehr Entschiedenheit interpretiert gewünscht hätte.

In dem ebenfalls vier Paare zeigenden „Concertante“ zu Frank Martins gleichnamiger Symphonie, das die Tänzer wie Teile eine Puzzles umherschwirren lässt, die sich nur selten und kurz zu einem Bild fügen, das sich schließlich nach und nach endgültig auflöst. In dem Pas de deux „Nacht“, den van Manen zu Irving Fines Notturno for Strings and Harp im Jahre 1994 für München geschaffen hat und in dem Kusha Alexi und Oliver Wehe, von Keso Dekker in schwarze, enge Trikots gezwängt, einander zwischen Hingabe und Widerstand erforschen, bis sie ihm mit einem winkenden Finger bedeutet, er möge ihr folgen. So sexy Alexi ist – selbst der verdienstvollen Mea Venema, die alle Stücke einstudierte, ist es nicht gelungen, Wehe jene Straffheit beizubringen, ohne die er einer solchen Partnerin auch ohne van Manens Hilfe hoffnungslos unterlegen ist. „Black Cake“, ein Ball-Ulk zu Wunschkonzert-Musik mit drei urkomischen Pumps-Pas-de-deux der kaputten Verhältnisse als Zentrum, die im tränenreichen Champagner-Suff enden, ist zwar ein Heidenspaß, gehört aber doch eher zu den unbedeutenden Werken des Niederländers.

Ein brillanter Abend, überwiegend erstklassig getanzt, dem man nicht nur die vorerst drei angesetzten Aufführungen, sondern einige weitere in dieser Saison gönnt. Hans van Manen ist trotz seiner unübersehbar charakteristischen Tanzsprache einer der originellsten Choreografen unserer Zeit geblieben, und einer ihrer menschlichsten und humorvollsten obendrein. Seine Stücke zu sehen, bedeutet für das Publikum einen immensen Gewinn. Daran sollte sich Stuttgart, das einst auf das größte Repertoire der Werke van Manens außerhalb Hollands so stolz war, ein Beispiel nehmen.

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