Das Monströse, das ist der Tod

Zum Tod von Klaus Witzeling

Klaus Witzeling starb nach kurzer, schwerer Krankheit in der Nacht vom 28. auf den 29. September in Hamburg

München, 01/10/2013

In einem seiner Texte, die er über Jahre für unser Magazin „tanzjournal“ schrieb, steht ein Satz, der typisch war für die Artikel von Klaus Witzeling, in denen er vom Detailliertesten zum Allgemeinsten kam, ohne abgedroschen, banal oder gar trivial zu werden. In Bremen, wo ich ihn neben Hamburg häufig traf, sah er Urs Dietrichs Stück „Wohin“ und beendete seine Kritik mit der Bemerkung „und demonstriert ohne plastischen Verformungen: Das Monströse steckt im scheinbar unscheinbaren Normalen.“ Er wusste um das scheinbar unscheinbar Normale, er mochte es wohl auch.

Sein Lachen klang fröhlich, er freute sich, mit Menschen zusammen zu sein, sich auszutauschen, er nahm Anteil, war ein integrer, kenntnisreicher Kollege, dem es nicht eingefallen wäre, um einer Pointe willen unter die Gürtellinie zu zielen. Er liebte, worüber er schrieb, und er machte es sich nicht leicht, wenn er sich ärgerte – über ein vergeigtes Stück, Kulturpolitik, die Verwerfungen der Springerpresse.

Der in Graz geborene Wahlhamburger, der am Max-Reinhardt-Seminar zum Schauspieler ausgebildet wurde, schrieb für Tanz- und Theaterzeitschriften und auch für tanznetz.de (von 1999 bis 2002), für die „Hamburger Morgenpost“ und für das „Hamburger Abendblatt“. Tanz war nur eine seiner Spezialitäten. Oft verabschiedete er sich nach einem Abend auf Kampnagel rasch, weil er noch etwas schreiben wollte – über das Sprechtheater, die großen, kleinen und kleinsten Bühnen seiner Stadt. Immer in Schwarz gekleidet, mit seinem glattrasierten Schädel und der Brille eine markante, alterslose Erscheinung, zog er seine Bahnen.

Das Monströse, das ist der Tod. Klaus Witzeling starb nach kurzer, schwerer Krankheit in der Nacht vom 28. auf den 29. September in Hamburg. Er wird fehlen.

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