„A.T.W.OR.K.“ - ein Projekt der Studierenden des Bachelor-Studienganges Tanzpädagogik an der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz
„A.T.W.OR.K.“ - ein Projekt der Studierenden des Bachelor-Studienganges Tanzpädagogik an der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz

Jede fällt für sich allein und Philipp auch

Ein Projekt tanzpädagogischer Praxis der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden

Angehender Tanzpädagogen zeigen erste Eindrücke ihres prozessorientierten Schaffens.

Dresden, 20/10/2013

Zunächst wiegen sich einige Tänzerinnen im sanften Sound eines Songs. „Haven“ klingt immer wieder durch. In der Tat, die Situation in ihrer ruhigen Konzentration hat etwas Himmlisches und das Publikum, wenn es zu beiden Seiten der Tanzfläche Platz nimmt, wird bestens eingestimmt.

Andere Tänzerinnen sitzen bei den Zuschauern. Manche haben ihre Augen geschlossen, andere scheinen genau zu beobachten, was ihre Kolleginnen tun. Dann kommt ein exakt gekleideter junger Mann dazu. Das ist Philipp. Er bringt rote, flauschige Teppichquadrate und legt sie aus. Jeweils ein Quadratmeter sind sie groß. Die Bewegungen verändern sich. Auffällig ist eine angenehme Mischung aus choreografischer Exaktheit und jeweils sehr individueller Lässigkeit.

Immer wieder Stürze. Die Frauen fallen. Sie stehen wieder auf. Sie finden zurück in ihre Bewegung. Sie nehmen Kontakte auf, sie brechen ab, sie versuchen erneut in Gleichklang zu kommen, sie steigen aus, sie steigen ein. 19 Frauen und ein Mann auf der bewegten Suche: Um zu erkennen, wer man oder wer Frau ist, müssen Mann oder Frau den Mut haben neben sich zu stehen. Sie müssen es wagen, in der synchronen Verschmelzung mit anderen die eigene Individualität nicht aufzugeben. Das geht nicht immer glatt. Erneute Stürze nicht ausgeschlossen. Jeder Fall eine neue Chance.

Mancher Fall kracht. Mancher Sturz geschieht fast lautlos. Unbemerkt kommen manche ganz schnell wieder hoch während andere am Boden bleiben, die Körper zucken. Manchmal aber gerät die ganze Gruppe in zitternde Trancezustände, kein Halt, nirgends. Aufgeben oder neu beginnen.

„A.T.W.OR.K.“ heißt das Projekt der Studierenden des Bachelor-Studienganges Tanzpädagogik an der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz, und das ist eine Abkürzung, gemeint ist „Ausbildung Tanzpädagogik als Wissenschaftlich Orientierte Kunst“. Zugegeben, das klingt ein bisschen verstiegen. Das Ergebnis ist es nicht, es ist ziemlich direkt und lebt von den individuellen Wirkweisen der unterschiedlichen Talente dieser Gruppe angehender Tanzpädagogen. Der Choreograf Wagner Moreira und die Dramaturgin Helena Fernandino haben versucht, die Studierenden im Bereich der Kunst jeweils ein Stück auf den Wegen zu begleiten: hin zu den Bildern, die sie von sich haben − oder zu haben glauben. Längst nicht alles wäre bühnenreif. Aber wir sind hier in einer Laborsituation und die begrenzte Öffentlichkeit vor den Zuschauern im Dresdner Theaterhaus Rudi und im Leipziger LOFFT soll die Akteure vorbereiten auf künftige Arbeiten und davor bewahren, aus jedem Sturz einen Fall zu machen.

Stürzen ist erlaubt. Träumen auch. Dass sie sich erlaubt haben in dieser Präsentation einer prozessorientierten Arbeit zu viel zu reden und tontechnisch herumzuspielen, müssten sie gemerkt haben. Was nicht heißt, dass man auf alle Text verzichten möchte, aber weniger wäre mehr gewesen, das Authentische wirkt eh stärker als mancher Kunstton.

Am Ende ist die Fläche ein Flickenteppich mit System. Finde deinen Flicken, erkunde deinen Raum, steh zu deinem Sturz und staune, welches Maß an Freiheit der Bewegung möglich - ist auf nicht mehr als einem Quadratmeter.
 

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