„Homo Faber“ von Felix Landerer

„Homo Faber“ von Felix Landerer 

Einblick in die Schattenwelt des Homo Faber

Choreograf Felix Landerer wagt sich an den Erfolgsroman „Homo Faber“ und bringt diesen in Tanzsprache auf die Bühne des Konzert Theaters Bern

Landerer setzt die Frage nach Schuld und Schicksal in den Fokus: Hätte Faber merken müssen, dass seine Geliebte seine Tochter ist? Macht ihn seine Entscheidung zu einem Monster oder zu einem Opfer?

Bern, 20/01/2014

Walter Faber glaubt nicht an Zufälle, bis er selbst von schicksalhaften Zufällen eingeholt wird. Faber ist auch in Felix Landerers Uraufführung „Homo Faber“ ein Kopfmensch, der seine Gefühle in den Schatten drängt. Doch Landerer konfrontiert den Protagonisten mit Sinnlichkeit und den Schatten seiner Gefühlswelt. Die unnahbare Figur des Walter Fabers (Vittorio Bertolli) tanzt sich am Konzert Theater Bern zu einem Menschen mit Gefühlen. 

Die Geschichte „Homo Faber“ greift eine Vielzahl an Themenfeldern auf, blendet zurück und fällt durch 20 verschiedene Spielorte der Handlung auf. Felix Landerer übersetzt den komplexen Roman in eine Tanzsprache. Faber verleiht er eine harte, eckige Tanzsprache, die sich durch emotionale Ereignisse der Geschichte bricht. Der Choreograf setzt auf Situationen im Roman, an welchen Faber auf seine Mitmenschen reagiert und damit auf seine verdrängte Gefühlswelt zurückgeworfen ist. Er setzt einen Spot auf Fabers Innenleben. 

Landerer setzt die Frage nach Schuld und Schicksal in den Fokus: Hätte Faber merken müssen, dass seine Geliebte seine Tochter ist? Macht ihn seine Entscheidung zu einem Monster oder zu einem Opfer? Er spiegelt das Innenleben des Protagonisten an einer Art Parallelwelt. „Diese kühle Figur war zu Anfang für mich so unverständlich, dass ich ihm einen Kontrast entgegen gestellt habe“, erzählt Landerer. Der Choreograf schenkt Faber ein Alter Ego in Form von Schattenfiguren, die ihn begleiten, die er unterdrückt oder bekämpft. Die Schatten sind Facetten von Walter Fabers Person. „Ein Schatten tanzt Fabers Emotionen, weitere sind eine Art geistiger Schutz oder auch ein Mechanismus, der ihn bestimmte Dinge verdrängen lässt oder vor dem emotionalen Zusammenbruch schützt.“ 

Für das Stück hat der deutsche Musiker Christof Littmann eine Musiklandschaft aus mechanischen Geräuschen entwickelt. „Die Musik haben wir an Fabers Welt angepasst“, erklärt Landerer. Sein „Homo Faber“ lotet Grenzen aus, ohne seine choreografische Handschrift aus den Augen zu verlieren. Ein düsterer Tanzabend, den das Ensemble des Konzert Theater Bern zu einem Lichtblick macht.
 

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