„House“ von Sharon Eyal und Gai Behar

„House“ von Sharon Eyal und Gai Behar

Zwitterwesen aus dem Technoland

Die israelische Kompanie L-E-V bei der Schweizer Tanzbiennale Steps zu Gast

Mit „House“ von Sharon Eyal und Gai Behar versetzt die Kompanie L-E-V aus Tel Aviv das Publikum in Zürich in einen Trancezustand.

Zürich, 02/05/2014

Wesen irgendwo zwischen Gottesanbeterinnen und Lebewesen von einem anderen Stern angesiedelt. Die mysteriösen Zwitterwesen tauchen aus dem Nebel auf. Sie zittern, beben und flattern. Ihre Körper sind biegsam, scheinbar knochenlos. In ihren hautfarbenen Ganzkörpertrikots wirken die Tänzerinnen und Tänzer von „L-E-V“ androgyn – und nackt. Sie erinnern an überirdische Wesen, einen Neuanfang aus dem Nichts.

„House“ ist eine Grenzerfahrung – beklemmend und faszinierend zugleich. Lichtkegel werfen gespenstische Schimmer auf die bebenden Körper. Die Schläge pulsierender Techno-Musik (von Ori Lichtik) elektrisieren die Körper. Es scheint, als ob die Bewegungen aus den Tänzerkörpern ausbrechen wollten. Die Rhythmen der Technomusik sind monoton und endlos. Diese donnernde Monotonie versetzt auch das Publikum in einen Zustand der Trance – sie erfasst den ganzen Körper.

Die Tanzkompanie „L-E-V“ (hebräisch: Herz) wirft einen gewagten Blick in die Zukunft des Tanzes. Ein stampfender Schritt oder ein Wiegen im Stehen, eine kantige Armbewegung, dann eine fließende – das sind die verbindenden Elemente des „L-E-V“-Vokabulars. Eine Tanzsprache, die provoziert und die Körper zur Schau stellt, um im nächsten Augenblick mit sinnlichen Elementen zu überraschen.

„New Mutations“ nennt die israelische Choreografin Sharon Eyal ihre Tanztechnik und -ästhetik. Viele Jahre war Eyal der Star der Batsheva Dance Company und die Muse von Ohad Naharin, dessen bekannte „Gaga“-Technik sie verinnerlicht und weiterentwickelt hat. Von 2003 bis 2004 war Sharon Eyal Associate Artistic Director der Kompanie und wurde 2005 zur Hauschoreografin des Ensembles. Zusammen mit ihrem Mann, dem Techno-Musiker Gai Behar gründete sie die Kompanie „L-E-V“ und mit „House“ choreografierte sie deren Debüt-Choreografie. Nach „House“ hallt beim Zuschauer nicht nur die Technomusik nach.
 

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