„Giselle“ von David Dawson 

„Giselle“ von David Dawson 

Sternstunde im Revier

Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet in Dawsons „Giselle“

Die Zusammenarbeit mit Ben Van Cauwenberghs Aalto Ballett Essen ermöglichte Breiners kleinem Ballett im Revier die Aufführung des großen Klassikers in David Dawsons international gefeierter, zeitgemäßer Dresdner Fassung von 2008.

Gelsenkirchen, 13/10/2014

Die Zusammenarbeit mit Ben Van Cauwenberghs Aalto Ballett Essen ermöglichte Bridget Breiners kleinem Ballett im Revier die Aufführung des großen Klassikers von Adolphe Adam in David Dawsons international gefeierter, zeitgemäßer Dresdner Fassung von 2008. Die geschmeidige Eleganz seiner mit modernen Elementen aufgepeppten neoklassischen Choreografie, seine psychologisch durchdachte, bis ins Detail stimmige Erzählung und die bestrickende Natürlichkeit der Personen garantieren einen romantischen Ballettabend ohne Patina. Auf der wesentlich kleineren Gelsenkirchener Bühne wirkt alles intimer als in Essen, und dennoch geht von der edlen, großzügigen Ästhetik des stilisierten Bühnendesigns von Arne Walther nichts verloren. Unter der umsichtigen Stabführung von Valtteri Rauhalammi spielt die Neue Philharmonie Westphalen weniger temperamentvoll als die Bochumer Symphoniker im März bei der Essener Premiere und im zweiten Akt leider in den Streichern nicht immer klangrein.

Den größten Unterschied bietet die Besetzung der Hauptrollen. Tanzte Bridget Breiner in Essen die Bathilde, so bot sie bei der Gelsenkirchener Premiere eine technisch fulminante, im Ausdruck anrührende Giselle an der Seite des hochgewachsenen, sensiblen Raphaël Coumes-Marquet, der Dawsons Choreografie in Dresden aus der Taufe gehoben hat und auch mit dem Semperballett auf Reisen ging - eine Idealbesetzung, die das Gelsenkirchener Premierenpublikum mit stehenden Ovationen feierte. Ayako Kikuchi tanzt nun Bathilde - eher zurückhaltend und freundlich, denn eiskalt und aristokratisch. Hiroko Asami, Gast aus Dresden, begeistert als Myrtha. Bestens disponiert und stilsicher auf Spitze zeigt sich wieder das Corps de ballet, vorwiegend gebildet aus Essener Tänzerinnen und Tänzern. Mit Pirouetten ohne Ende wirbelt Essens Primaballerina Adeline Pastor als die von Dawson eingeführte Braut mit Bräutigam Davit Jeyranyan über die Bühne. Federleichte Brautjungfern umspielen den spritzigen Trauzeugen Wataru Shimizu. Diese „Giselle“ ist wahrlich ein Leckerbissen. Die Premiere dürfte in die Annalen des Gelsenkirchener Musiktheater im Revier als Sternstunde eingehen.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern