Staatliche Ballettschule Berlin: Elena Iseki und Justin Rimke; Isabell Arnke und David Iglesias (rechts)
Staatliche Ballettschule Berlin: Elena Iseki und Justin Rimke; Isabell Arnke und David Iglesias (rechts)

Antoine und sein interplanetarer Gefährte

Die Staatliche Ballettschule Berlin mit „Der kleine Prinz“ im Schiller Theater

Riga war eine wichtige und glückliche Erfahrung, da sind sich beide einig. Denn bei diesem Gastspiel im Daile-Theater der lettischen Metropole haben Isabell Arnke und David Iglesias die Hauptrollen im Handlungsballett „Der kleine Prinz“ getanzt.

Berlin, 28/02/2015

Riga war eine wichtige und glückliche Erfahrung, da sind sich beide einig. Denn beim Gastspiel der Staatlichen Ballettschule Berlin im Daile-Theater der lettischen Metropole haben Isabell Arnke und David Iglesias die Hauptrollen im Handlungsballett „Der kleine Prinz“ getanzt. Dabei sind sie auf den ersten Blick ein ungleiches Paar. Eben erst 13 geworden ist Isabell, das so diszipliniert und bewusst arbeitende Mädchen mit der deutsch-mongolischen Abkunft. Im Eiskunstlauf begann ihre noch kurze Laufbahn, dort hat sie sich in das Ballett, essenzieller Teil der Ausbildung, „verliebt“. Seither lernt sie fleißig in der Schule an der Erich-Weinert-Straße, stand in Produktionen des Staatsballetts schon auf großer Bühne: im „Nussknacker“, der „Bajadere“ und „Schneewittchen“. Der Titelpart in Gregor Seyfferts Adaption von Antoine de Saint-Exupérys bezauberndem Buch „Der kleine Prinz“ ist nun eine andere Herausforderung! „Meine erste große Rolle, ich war aufgeregt, ob ich das Stück tragen kann“, gesteht sie. Und fügt überzeugend an: „Der Wille dirigiert mich, mit viel Spaß findet man auch die Kraft, das physisch durchzustehen.“ Wie aber gestaltet man mit 13 den Tod des kleinen Prinzen? „Ich versuche den Schmerz beim Biss der Schlage zu spüren.“ Keine Angst bei den teils schwierigen Hebungen in den Duetten? „Ach, Angst hab ich nicht, denn ich vertraue David, wir passen zusammen wie Pech und Schwefel. Man muss viel üben, damit es leicht aussieht und die Zuschauer begeistert“, sagt ein „alter Hase“ von 13.

Aus dem Mund von David klingt das ähnlich, wenngleich aus einer anderen Mentalität. Gerade 20 ist der sanfte Katalane aus Barcelona. Seit dem 10. Lebensjahr tanzt er, absolvierte vier Vorbereitungsjahre am Konservatorium seiner Heimatstadt, trat schon im berühmten Teatro Liceu auf. Beim Wettbewerb TANZOLYMP in Berlin gewann er überraschend ein Scholarship für die Staatliche Ballettschule. „Hier ist die Ausbildung einfach besser“, resümiert er mit Nachdruck. Vor der Rolle des Antoine de Saint-Exupéry hatte er zunächst Angst: „Man tanzt Modern in Sneakers und zeigt trotzdem klassische Technik, und außerdem erzählt man noch eine Geschichte.“ Das mag er eigentlich am Tanz, doch lieber in rein klassischer Manier. Als er merkte, wie er während der Einstudierung Tag für Tag besser in die Bewegungssprache hineinfand, kam der Spaß, auch weil ihm, so seltsam das klingt, Isabell dabei half: „Sie ist intelligent als Partnerin, beim Heben leicht, eine schöne Zusammenarbeit.“ Das Buch las er schon als Kind: „Damals hab ich das noch nicht richtig verstanden.“ Seit der Premiere in Riga arbeitet er im täglichen Training intensiver und konkreter. Während Isabell ab dem Sommer in der 5. Ausbildungsstufe lernen wird, geht es für David dann ins erste Engagement: „Auf jeden Fall möchte ich in Deutschland bleiben.“

Zuvor stehen weitere Vorstellungen mit dem „Kleinen Prinzen“ an, in die sich Isabell und David mit Justin Rimke und Elena Iseki als weiterer Besetzung teilen werden. Dritte im Bund der Hauptrollen ist Alicia Ruben als Rote Frau, die erträumte Geliebte des in der Wüste bruchgelandeten Piloten Antoine. Sie sind schon die dritte Besetzung in einer Produktion, die ihre eigene Geschichte hat. Enstanden ist sie 2005, als Seyffert Ballettchef in Dessau war. Seit 2012 befindet sie sich in den Körpern und Herzen der Berliner Schüler. Was durchaus ein Wagnis war, eine Choreografie für Profitänzer mit geharnischt kniffligen Bodenpassagen Studenten anzuvertrauen, erwies sich als Glücksgriff und kluge Fördermaßnahme des Künstlerischen Leiters Gregor Seyffert. Zum einen bedient sie den technischen Maßstab, den die Pädagogen von ihren Zöglingen fordern; zum anderen zapft sie die unbändige Spielfreude der Darsteller an. Und zu spielen gibt es viel, wenn der kleine Prinz auf Reisen geht, um über seinen winzigen Planeten hinaus etwas über das Universum zu erfahren.

Station macht er in poetischen Bildern beim exaltierten König, beim wandelbaren Eitlen, dem traurigen Säufer, dem überemsigen Sternezähler, dem schläfrigen Sterneanzünder, schließlich dem akrobatischen Geografen. Als selbstgefällig erlebt der Prinz die Menschenwelt, bis ihn eine Schlange beißt, was ihn im Tod heimführt zur geliebten Rose. Antoine sieht all das in einer Rahmenhandlung mit an und notiert seine Gedanken, aus denen das weltweit gelesene Buch um die wahren Werte in der Welt und zwischen den Menschen wird. Wie verblüffend und unterhaltsam, anrührend, dabei humorvoll Seyffert das inszeniert hat und wie mitreißend die kleinen und großen Studenten der Staatlichen Ballettschule das zwei Stunden lang tanzen, sieht man besser selbst.

8., 15., 20.3., Staatsoper im Schiller Theater, www.staatsballett-berlin.de.

Weitere Termine: 24./25./26.4. + 1./2.5. Felsenkeller Leipzig, www.felsenkeller-leipzig.com

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