„Heroes“ von Marguerite Donlon

„Heroes“ von Marguerite Donlon

Rockiger Ballettabend in Hagen

Pick bloggt über die Choreografien von Marguerite Donlon, James Wilton und Ricardo Fernando

Der letzte Ballettabend in dieser Spielzeit ging in Hagen als Zusatzvorstellung im Juni über die Bühne, wegen der großen Nachfrage.

Hagen, 23/06/2015
Der letzte Ballettabend in dieser Spielzeit ging in Hagen als Zusatzvorstellung im Juni über die Bühne, wegen der großen Nachfrage. Mir gelang es auch nur durch meine Bekanntschaft mit dem Intendanten Norbert Hilchenbach, den ich noch aus Aachen kenne, wo er als junger Regisseur seine Sporen verdiente und seine Frau als Dramaturgin beschäftigt war, eine Karte zu ergattern. In diesem Zusammenhang möchte ich noch mal an die launige Laudatio erinnern, die er anlässlich des Deutschen Tanzpreises für seinen Ballettdirektor Ricardo Fernando hielt. Und alles, was er damals sagte, hat sich einmal mehr bestätigt, was die Beliebtheit des Tanzsektors in Hagen betrifft. Das Publikum war begeistert und auch diesem Umstand verdankt dieses Theater nach wie vor seine Existenz! Die Kassen und nicht nur hier in Hagen, sondern das trifft auf viele Städte zu, sind so angespannt, mehr als leer und die Städte hoch verschuldet. Ich werde mich hier nicht weiter darüber auslassen, nur so viel: wir sollten nicht aus dem Auge verlieren, dass öffentliche Gelder immer auch danach errechnet werden, wie groß der Zuspruch der Bevölkerung ist. Was nicht heißt, dass wir uns mit dem Unterhaltungswert von Sportveranstaltungen oder auch dem Irrweg, dem ach so beliebten Quotendruck, der öffentlich/rechtlichen TV Sender anschließen sollten. Aber auch das wäre ein Thema für sich.

Eröffnet wurde dieser Abend, der sich “Ballett? Rock it!“ nennt, und es macht diesem Titel alle Ehre mit dem Stück “Heroes“ von Marguerite Donlon zu Musik von David Bowie. Sie gibt den fünf Tänzern alle Chancen sich tänzerisch, wie darstellerisch von allen Seiten, der Travestie bis zu sich gekonnt nackt zu zeigen, ohne dass man die wertvollsten Teile entdeckt hätte. Und man sieht den Tänzern an, wie viel Spaß sie dabei haben. Auch wenn manches überzogen ist, wie in der Pop Szene halt üblich. Das zweite Stück war “Drift“, zwar nicht neu aber für Hagen, aber von James Wilton neu einstudiert. Es will sich mit dem Paar-Problem junger Leute, was Anziehung und Abstoßung betrifft, auseinander setzen, was den Tänzern diesmal fast akrobatische Dinge abverlangt, dabei aber Gefühle ziemlich außen vor lässt. Auch das ist, wenn ich nicht irre, bis heute wichtig für eine Paar-Beziehung.

Das Hauptstück des Abends, das dann alle Register von großem Theater zieht, ist vom Chefchoreografen selbst und als die Abbildung des “Club 27“ entstanden. Nach der Idee, dass Jimmy Hendrix, Brian Jones, Janis Joplin, Jim Morrison, dann Kurt Cobain und schließlich Amy Winehouse im Alter von 27 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verstarben. Das enorme Bühnenbild zeigt eben jenen weltberühmten Club mit einem überdimensionalen rechtwinkligen Sofa, das im Lauf dieses Disko-Abends immer wieder verschoben wird, so dass neue Perspektiven entstehen. Alle erstaunlich guten Tänzer des „balletthagen“ sind sowohl in Ensemblechoreografien als auch in Soli auf der Tanzfläche eingesetzt und man sieht ihnen an, wie sehr sie daran wachsen sich profilieren zu dürfen. Dem Publikum juckten schon zwischen den einzelnen Nummern immer wieder die Hände, ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Nun könnte man sagen: Kunststück, wenn man sich mit Pop schmückt, aber für mich schließt sich der Kreis. Hier wird hochprofessionelles Theater gemacht, ob es dem jeweiligen Geschmack entspricht oder nicht. Das ist, was für mich zählt und was hoffentlich weiter lebt.

Hier geht es zur Kritik von Marieluise Jeitschko.

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