„DUAL“, Alisdair Macindoe

„DUAL“, Alisdair Macindoe

Zappeln, zittern, zagen – alleine und zu zweit

Australischer Tanz bei den Festspielen in Ludwigshafen: „Dual“ von Stephanie Lake

Getrieben werden die Körper von einem fast hypnotisch wirkenden Sog hämmernder Beats und zarter Melodiesprengsel (Robin Fox). Von den 50 Minuten „Dual“ ist keine einzige langweilig.

Ludwigshafen, 08/11/2015

Das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile. Den choreografischen Beweis dafür hat Stephanie Lake in ihrem Stück „Dual“ angetreten, in dem sie zwei beeindruckende Tänzer aus Australien (Alisdair Macindoe und Sara Black) auf die Bühne schickt – erst einzeln, dann zusammen.

Die Solostücke fungieren als Puzzleelemente, die für das Duo aufgegriffen und variiert werden. Dabei ist es geradezu verblüffend zu sehen, wie das exzentrische Bewegungsvokabular, das mit viel Zittern und Zappeln jede Annäherung an konventionellen Tanz oder Alltagsbewegungen demonstrativ vermeidet, im Kontext des Duos ganz neue Bedeutungen gewinnt. Was bei Sara Blacks Solo als Anspielung an erotisches Posieren verstanden werden konnte – im Duo geht es ans Eingemachte. Also nicht um ein Flirten der Körper, sondern um die Frage, wie man Gemeinsamkeit erreichen kann, aber auch wie man sie aushält. Es sind die alten und neuen Frage nach Nähe und Abstand, nach Eigenständigkeit und Hingabe, nach Vertrauen und existentieller Einsamkeit, für die Stephanie Lake eine beeindruckende Körpersprache erfindet. Getrieben werden die Körper von einem fast hypnotisch wirkenden Sog hämmernder Beats und zarter Melodiesprengsel (Robin Fox). Von den 50 Minuten „Dual“ ist keine einzige langweilig oder auch nur langatmig.

Die Begegnung mit australischem Tanz beschränkt sich hierzulande meist auf Gastspiele der großen Vorzeigekompanien. Es ist ein besonderes Verdienst des Ludwigshafener Pfalzbaus im diesjährigen Festspielprogramm jede Menge neue Gruppen und aktuelle Arbeiten zu zeigen, darunter auch viele deutsche oder gar europäische Erstaufführungen. Für intime Formate wie „Dual“ hat der Pfalzbau seit diesem Jahr eine neue Spielstätte, die „Hinterbühne“, die eine schlichte Studioatmosphäre bietet.

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