Neuzugänge Duncan und Jooss

Bestände von einzigartiger tanzgeschichtlicher Bedeutung wurden im Deutschen Tanzarchiv Köln vorgestellt

Seine bestehenden Sammlungen zu Isadora Duncan sowie zu Kurt Jooss konnte das Deutsche Tanzarchiv Köln dank der Förderung durch die Kulturstiftung der Länder und die Kunststiftung NRW um zwei bedeutende Archive erweitern, die sich bislang in Stockholm befanden.

Köln, 27/11/2015

Seine bestehenden Sammlungen zu Isadora Duncan sowie zu Kurt Jooss konnte das Deutsche Tanzarchiv Köln dank der Förderung durch die Kulturstiftung der Länder und die Kunststiftung NRW um zwei bedeutende Archive erweitern, die sich bislang in Stockholm befanden. Die Eingliederung der Neuzugänge führt dazu, dass das Deutsche Tanzarchiv Köln sowohl für Isadora Duncan und ihre Adoptivtöchter als auch für Kurt Jooss zu einem einzigartigen Forschungs- und Sammlungszentrum wird. In beiden Fällen handelt es sich inhaltlich um Bestände von einzigartiger tanzgeschichtlicher Bedeutung, und ihr Erwerb ist für das Deutsche Tanzarchiv Köln und die Forschung von höchster Prägnanz und Wichtigkeit

Die beiden Konvolute wurden im Rahmen eines Pressepreviews vorgestellt. Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, erläuterte warum ihre Stiftung den Ankauf gefördert hat: „Die Neuerwerbungen passen hundertprozentig zu unserer Arbeit. Künstlerarchive sind uns ein besonderes Anliegen, da sie ein Fenster für die Forschung öffnen. Wir fördern nicht nur bildende Kunst, sondern auch archivarische Sammlungen. Dinge wieder zusammenzuführen ist unser originärer Auftrag, insbesondere Bestände zurückzuholen, die Deutschland einmal verlassen hatten. Genau dies ist mit dem Erwerb der Konvolute gelungen.“

Prof. Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, die zusammen mit der Stadt Köln Träger des Deutschen Tanzarchivs Köln ist, freut sich über die gute Zusammenarbeit der Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung NRW und der Sparkasse.

Angela Langen, Leiterin des Bereichs Privatkunden Köln-West der Sparkasse KölnBonn, hob für die Stifterin als besonders positiv hervor, dass das Deutsche Tanzarchiv Köln besonderen Wert auf die Öffnung der Archive legt und seine Bestände durch das angeschlossene Tanzmuseum mit seinen wechselnden Ausstellungen für die Öffentlichkeit erlebbar werden.

Isadora Duncan und ihre Adoptivtochter Anna

Bei dem Konvolut Anna Duncan handelt sich um das Fotoarchiv und zugehörige Kunstwerke aus dem Nachlass der Adoptivtochter und Schülerin der weltberühmten Protagonistin des modernen Tanzes, Isadora Duncan - sowohl Isadora wie Anna Duncan betreffend.

Der Bestand umfasst
- über 150 Vintage Fotografien von Fotografen wie Arnold Genthe, Nicholas Muray, Otto, Edward Steichen, George Platt Lynes u.a.
- ca. 50 Foto-Negative, meistens von Arnold Genthe, sowie
- eine kleine Sammlung von Kunstwerken, vor allem Zeichnungen (Isadora Duncan tanzend) von Abraham Walkowitz und Jules Grandjouan.

Die herausragende kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung liegt erstens in der Weltberühmtheit Isadora Duncans als Reformerin des künstlerischen Tanzes begründet. Ihre ersten und größten Erfolge hatte sie nicht in ihrem Geburtsland Amerika, sondern am Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland, wo sie 1904 ihre weltweit erste Tanzschule im Berliner Grunewald eröffnete. Ihr Einfluss auf die Entwicklung eines neuen, modernen Bühnentanzes war bahnbrechend. Die Zahl der weltweit über Isadora Duncan publizierten Bücher legt es nahe, Isadora Duncan als die mit Abstand berühmteste Tänzerin der Welt zu bezeichnen. Zweitens ist die herausragende kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung der Sammlung zusätzlich durch Qualität und Prominenz der Fotografen und bildenden Künstler gegeben.

Die besondere Bedeutung für das Deutsche Tanzarchiv Köln wird an dem hohen Stellenwert sichtbar, den die Bestände zu Isadora Duncan bereits im Tanzarchiv haben. Der Nachlass der Schwester Elizabeth Duncan, der Nachlass der adoptierten Schülerin Lisa Duncan, der Nachlass der Schülerin und Lehrerin Anita Zahn und ein ebenfalls schon vorhandener Teilnachlass eben jener Anna Duncan (Programmzettel, Kritiken, Briefwechsel etc.) hat, natürlich auch im Hinblick auf die über 400 anderen Tänzernachlässe hier, im Tanzarchiv ein in Europa einzigartiges Forschungszentrum für den modernen Tanz und seine Begründerin Isadora Duncan entstehen lassen. Gerade für Isadora Duncan ist das Tanzarchiv bereits mit Ausstellungen (Köln, München und Berlin) und natürlich mit zahllosen internationalen Ausstellungsleihgaben (z.B. Paris, Centre Pompidou) in die Öffentlichkeit getreten, und außerdem mit einer zweisprachigen Buchpublikation sowie mit Webseiten, auf denen mit der digitalen Präsentation der Dokumente bereits begonnen worden ist.

Kurt Jooss

Als weiteres Konvolut erwarb das Deutsche Tanzarchiv Köln einen vereinzelten Teil des Archivs von Kurt Jooss, der sich seit den 1970er Jahren in Stockholm befand.

Die herausragende kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung ist bereits an der Weltgeltung des Choreographen und Pädagogen Kurt Jooss abzulesen. Namentlich sein Anti-Kriegs-Ballett „Der Grüne Tisch“ (1932) ist weltberühmt und heute noch in den internationalen Spielplänen der Theater erfolgreich. Seine Lehrtätigkeit v.a. an der Folkwangschule Essen, die er 1927 mitbegründet hat, war stilprägend, insbesondere nach seiner Rückkehr aus der Emigration. Das deutsche Tanztheater, wie es sich seit den 1970er Jahren entwickelt hat, ist ohne ihn nicht zu denken. Seine prominenteste Folkwang-Schülerin war Pina Bausch.

Der Bestand und seine herausragende Bedeutung für das Deutsche Tanzarchiv Köln: Bislang waren die Archivbestände zu Leben und Werk von Kurt Jooss getrennt. Einen Teil seines Archivs hatte Kurt Jooss Anfang der 1970 Jahre nach Schweden zu seinem langjährigen Freund Bengt Häger und dem Dansmuseet Stockholm gegeben. Der andere Teil des Archivs verblieb bei der Familie, von der das Deutsche Tanzarchiv Köln dank der Förderung der Kunststiftung NRW den Bestand 2002 erwerben konnte.

Die nun zusammengeführten Sammlungen dokumentieren umfassend die Schaffensperioden von Kurt Jooss und belegen eindrucksvoll seine choreographischen wie pädagogischen Arbeiten und Visionen. Aus Stockholm übernahm das Deutsche Tanzarchiv Köln neben Programmen, Fotos, Korrespondenzen etc. zahlreiche Kostümzeichnungen des Bühnenbildners Hein Heckroth sowie die handgeschriebenen Noten von Fritz A. Cohen zu den überwiegend in der Emigration entstandenen Balletten. Der Einsichtnahmen durch die Forschung harren auch eine Materialiensammlung zur Südamerika-Tournee der Ballets Jooss sowie der umfangreiche Schriftwechsel von Kurt Jooss zum Tänzerkongress mit Protagonisten des Ausdruckstanzes der 1920er Jahre wie Oskar Schlemmer, Valeska Gert, Mary Wigman, Gret Palucca, Rudolf von Laban, Jean Weidt u. a.

Das Deutsche Tanzarchiv Köln hat Kurt Jooss 2001 mit einer Ausstellung und Biographie geehrt und in der Vorbereitung hierzu auch einen kleinen Teil des Stockholmer Materials einsehen können. Der Stockholmer Bestand ist jedoch sonst von der Forschung bisher nicht berücksichtigt worden.
 

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