Aus dem Zentrum in den Raum

Vincent Mantsoe tanzt in „KonKoriti“ menschliche Überheblichkeit

Der aus Südafrika stammende und in Frankreich lebende Tänzer ist erneut im Rahmen der Afrikatage in der Rhein-Neckar-Region zu sehen gewesen. Im Forum des Jugendkulturzentrums in Mannheim gelang dem Tänzer auf kleiner Bühne eine außergewöhnliche Performance.

Mannheim, 27/06/2016

Pfeifend, das Gesicht mit dem hochgezogenen Hemd bedeckt, betritt er die kleine halbrunde Bühne im Mannheimer Forum des Jugendkulturzentrums. Vincent Mantsoe tanzt „Gula“, den Vogel. Es ist ein altes Stück, das der aus Südafrika stammende Tänzer vor 23 Jahren geschaffen hat. Mantsoe tanzt es, als hätte er sich gerade in jenen Gula verwandelt. Sind es seine Arme, seine abgespreizten Hände, sein ruckender Kopf oder die fein isolierten Bewegungen aus der Schulter, die den Vogel leibhaftig erscheinen lassen? Eigentlich ist der Künstler, der vergangenes Jahr in Kanada den begehrten Dora Award erhielt, mit seinem aktuellen Stück unterwegs. Dem kleinen Kreis aus Interessierten schenkt er zum Einstieg dennoch diesen Vogel, der einfach da ist, sein Lied pfeift und damit gleichsam zum Sinnbild für das Leben wird.

Zum zweiten Mal ist Mantsoe von Imbongi - Voices for Afrika eingeladen worden. Dem Heidelberger Chor ist dieser Nachmittag mit afrikanischen Gesängen und Tanz zu verdanken. Mit seinen Liedern erreicht der Chor aber nicht nur Zuhörer, er kümmert sich durch seinen Spendenaufruf intensiv um Aids-Waisen in Swasiland. Und so bietet der Tänzer Mantsoe im Rahmen der Afrikatage die seltene Gelegenheit, zeitgenössischen Bühnentanz auf der Grundlage einer afrikanischen Erzählkultur und Bewegungssprache zu erfahren.

„KonKoriti“ bezeichnet ein uraltes Lied über Stolz und Überheblichkeit. Mantsoe wandelt das Lied in die Geschichte einer strauchelnden Figur, getrieben von Egoismus und Stolz. Aus dem Körperzentrum heraus entwickelt er seinen kraftvollen Bewegungsstil. Dabei werden einprägsame Posen von blitzschnell aufeinanderfolgenden Sequenzen abgelöst, die besonders ein komplexes Spiel mit Kopf, Armen und Händen sichtbar machen. Bald untermalt er den Tanz mit der beißenden Kraft zischender Stimmlaute; bald gackert der Künstler wie ein Hahn, in eines der ihn wie Pappkameraden umstehenden fünf Mikrofone. Oder er fällt getroffen zu Boden und schraubt seinen zwischen Macht und Ohnmacht gefangenen Körper langsam zurück in die Senkrechte. Mantsoe tanzt nie an der Oberfläche. Vielmehr scheint der Künstler seine Bewegungen hoch konzentriert aus der Körpermitte heraus zu arbeiten. So schafft er für den Moment der Aufführung jene personifizierte Überheblichkeit, die der Welt allerorts zu schaffen macht.
 

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