Verleihung Deutscher Tanzpreis 2016: Marcos Menha

Verleihung Deutscher Tanzpreis 2016: Marcos Menha

Was wird aus dem Deutschen Tanzpreis?

Pick bloggt über die Krise beim Förderverein Tanzkunst Deutschland e.V. und dem Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e.V.

1983 wurde der Deutsche Tanzpreis erstmalig verliehen. Der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. ehrte mit diesem Preis Persönlichkeiten, die sich um den künstlerischen Tanz in Deutschland besonders verdient gemacht haben.

Essen, 16/11/2016

Seit ziemlich langer Zeit, nämlich seit Beginn der neuen Spielzeit wartet die Tanzwelt auf eine Pressemitteilung des Fördervereins Tanzkunst e.V., wer denn 2017 die Tanzpreisträger sein werden. Auch die Mitveranstalter, der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik, der zu diesem Anlass seine Jahreshauptversammlung abhält, weiß so gut wie nichts, ob denn die reservierten Räumlichkeiten überhaupt sinnvoll sind, wenn der Tanzpreis noch nicht entschieden ist und ob die Gala, ein Höhepunkt des kulturellen Lebens in Essen, denn in weniger als drei Monaten überhaupt stattfinden wird?

Der Spielplan des Aalto Theaters besagt jedenfalls für den 11. Februar eine Gala aus Anlass des Deutschen Tanzpreises, aber niemand weiß Genaues. Allerdings wurde schon vor dem Sommer der Vorstand geschäftsunfähig durch den Rücktritt des 1. Vorsitzenden Jas Otrin, den von Günther Rebel, 2. Vorsitzender (und 1. Vorsitzender des DBfT) sowie die Rücktritte von Alexandra Georgieva und Christian Sutter. Nach dem Sommer folgte dann noch Ronny Hackelberg, der bis dahin Ulrich Roehms Interessen vertreten hatte, der sich aber wie alle anderen letztendlich nicht gegen die Graue Eminenz durchsetzen konnte. Blieb nur noch Frank Münschke von der Klartext Medienwerkstatt, der durch Erkrankung von der Bildfläche verschwand und für mehrere Monate unauffindbar war. Mit anderen Worten, der Förderverein war monatelang manövrierunfähig und auch der Versuch besagter Grauer Eminenz zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuladen, zwecks Neuwahl eines ihm genehmen Vorstands, kam aus vereinsrechtlichen Gründen nicht zustande.

Es bleibt ein Rätsel, warum der alte Mann, der im Hintergrund die Fäden ziehen und zugleich nur zu gern in der ersten Reihe fotografiert werden will, gegen den von ihm protegierten und von allen wegen seiner guten Arbeit anerkannten Jas Otrin intrigiert hat. Otrin feierte zuvor als Solist an der Deutschen Oper Berlin bis zur Gründung des Staatsballetts große Erfolge und wurde dann Ballettchef an der Staatsoper Ljubljana, wo er hervorragende Tänzer und Choreografen um sich versammelte. Trotz der großen Schwierigkeiten während der Sanierung des Opernhauses leitete er ein glanzvolles Ensemble. Dann übernahm er als Interimsdirektor am Musiktheater im Revier dieselbe Tätigkeit, bis Bridget Breiner die Truppe übernahm.

Der neue Intendant wollte einen Choreografen und Jas hatte schon vor seiner Tätigkeit in seiner Heimat Ljubljana angefangen eine Agentur zu gründen, erstaunlich erfolgreich, umso unverständlicher ist dieses kleinkarierte Benehmen und die Vereinsmeierei in Essen. Ich hätte gehofft, der Tanzfan und Bundestagspräsident Lammert, der Schirmherr des Tanzpreises ist, könnte retten, was zu retten ist. Aber schon vor dem Sommer, als seine Hilfe eventuell hätte nützen können, hatte er ganz andere Probleme mit seiner Regierung, was ihn wohl auch zum kommenden Rückzug dort veranlasst hat. Er ist ein sehr kluger Mann und ein Glücksfall für den Tanzpreis. Ich werde nie seine Laudatio für Hans Herdlein von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger vergessen, die hieb- und stichfest war, obwohl er kein Tanz-Insider ist. Kein Satz war leer oder überflüssig und obendrein wurde alles humorvoll präsentiert, obwohl Gewerkschaften, für die Hans ja sein Leben hingegeben hat, nicht gerade komisch sind.

Was bleibt zu hoffen? Kann der Dachverband Tanz Deutschland bei dieser schier ausweglosen Situation helfen? Vielleicht sollte man auch einmal grundsätzlich darüber nachdenken, den Tanzpreis in die Hände einer den gesamten Tanz in Deutschland vertretenden Organisation zu legen? Es liegt mir sehr am Herzen, dass dieser Preis nicht zugrunde geht durch irgendwelche Eitelkeiten der Leute, die sich durch diese Institution nach vorn drängeln, sich als wichtig empfinden und auf allen Fotos mit den Preisträgern sein müssen. Es kommt auf die Preisträger an, nicht die, die in der ersten Reihe sitzen müssen.

Ich drücke alle Daumen, dass es gelingt, wenn auch die Zeit jetzt knapp wird! Als der Preis noch nicht etabliert war, hatten wir zwei Preisträgerinnen ausgewählt, weil sie schon sehr betagt waren, nämlich Tatjana Gsovsky und Gret Palucca. Mit dem Ergebnis, dass Tatjana im Krankenhaus lag und die Palucca keine Ausreiseerlaubnis aus der DDR bekam. Aber die Laudatio von Klaus Geitel für Tatjana und die von Kurt Peters für die Palucca haben auch die Extänzer, die angereist waren, mit Blumen für die zu Ehrenden zufriedengestellt. Eine Wahl, bei der sie sich austauschen konnten mit Zeitgenossen und der jüngeren Generation. Trotz dieses schwierigen und holprigen Anfangs wurde der Preis ein Erfolg und gute Improvisation hat noch nie geschadet, denn wir sind ja keine Roboter, sondern haben Fantasie – manche von uns Künstlern jedenfalls, und das unterscheidet uns fundamental von Bürokraten, die eine Verleihung zu diesem Zeitpunkt und unter diesen Umständen nicht mehr hinbekämen.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern