Jung, global, entwurzelt

„KK (I’m a communist kid)“ von Glen Çaçi in Ludwigshafen

„Mighty Moves“ ist das von Kurator Honne Dormann ausgerufene Motto der diesjährigen Tanz-Festspiele im Pfalzbau. Çaçi, in Italien produzierender Choreograf, punktet allerdings weniger mit starken Bewegungen als mit großen Worten.

Ludwigshafen, 28/11/2016

„Mighty Moves“ ist das von Kurator Honne Dormann ausgerufene Motto der diesjährigen Tanz-Festspiele im Pfalzbau. Glen Çaçi, in Italien produzierender Choreograf, punktet allerdings weniger mit starken Bewegungen als mit großen Worten. Sein Stück „KK (I’m a communist kid)“ ist der Begegnung mit seinem Bruder Olger gewidmet, der ebenfalls die gemeinsame albanische Heimat verlassen hat und seit sechzehn Jahren in Spanien lebt – ohne europäischen Pass.

Das Interview, das er mit seinem Bruder führt, ist ein kleines Meisterstück in jeder Hinsicht bewegender Fragen, und so schält sich auch für die Zuschauer das merkwürdig entwurzelte Leben eines Mannes heraus, der zwei Jahre lang sechs Stunden am Tag Handstand geübt hat, um ihn zitterfrei zu beherrschen. Die akrobatischen Fähigkeiten sind tatsächlich eindrucksvoll, der Tanz dagegen kann anderen Eindrücken kaum Paroli bieten. Das Stück würde auch als Genremix-Performance oder als politisch motiviertes Sprechtheater-Stück durchgehen.

Glen und Olger haben ihre Heimat verloren und gegen eine globale Identität eingetauscht, die albanische Geschichte und Kultur per Youtube verfügbar macht. So stolpern die beiden durch albanische Volkstänze, die sie vorher nie konnten, und versuchen sich als Karaoke-Sänger im Kulturmix, zu dem auch Adriano Celentano gehört. Das ist ironisch gemeint, kommt aber doch auch mit einer gehörigen Portion Naivität einher. Es scheint so zu sein, als hätte sich zumindest Olger Çaçi im kulturellen Überall der Zirkuswelt, zu der er gehört, ganz zufrieden eingerichtet.
 

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