„Dancing Grandmothers“ von Eun-Me Ahn

„Dancing Grandmothers“ von Eun-Me Ahn

Tanzen macht richtig glücklich

„Dancing Grandmothers“ von Eun-Me Ahn als deutsche Erstaufführung in Ludwigshafen

Eigentlich geht Tanzen heute noch genau so wie früher, ein bisschen schneller vielleicht und mit höheren Sprüngen, aber ansonsten: immer schön von einem Bein aufs andere.

Ludwigshafen, 30/11/2016

Eun-Me Ahn ist eine Marke für sich. Die koreanische Künstlerin, einst enge Freundin von Pina Bausch, beherrscht die gesamte choreografische Klaviatur von ganz groß (Eröffnungsfeier der Fußball-WM in Korea) bis hin zu klein und fein (Soloprogramm bei den Heidelberger Schlossfestspielen). In der Neckarstadt gehörten ihre Produktionen zu den raren Glanzlichtern in den – jedenfalls für den Tanz im Stadttheater – düsteren Zeiten der Tanzkooperation Freiburg-Heidelberg. Ihr jüngstes Projekt „Dancing Grandmothers“ erlebte seine Deutschlandpremiere im Pfalzbau – ein weiteres Highlight des in diesem Jahr vom Mainzer Tanzchef Honne Dormann kuratierten Tanz-Festspielprogramms.

Der Abend fängt an wie ein Roadmovie der besonderen Art: Südkoreanische Landschaften, aus dem fahrenden Auto aufgenommen, fliegen auf der rauen Leinwand im Bühnenhintergrund vorbei. Davor bewegt sich tastend, dann immer freier eine reale Tänzerin: Eun-Me Ahn selbst in Fantasietracht. Die Bilder erzählen von einer ganz besonderen Reise (2010) durch ihre Heimat, begleitet von jungen Tänzerinnen und einem Kamerateam. Unterwegs bat sie Großmütter, für sie zu tanzen – noch einmal so wie früher. Eine ganze Weile lang dokumentiert der Film die tanzenden älteren Damen (zwischen 60 und 90 Jahre alt), deren Körper sich noch prima erinnern an die Zeit, als sie noch jung waren. Was da auf der Straße, an der Bushaltestelle, am Verkaufsstand, im Friseursalon, im Einkaufsladen oder am Feldrand bereitwillig gezeigt wird, sind keine Volkstänze, sondern meist schlichtes Gleiten vom einen Bein aufs andere, oft mit erhobenen Armen: Das geht auch heute noch bei jeder Party. Die Freude an der spontanen Bewegung ist all den älteren Tänzerinnen berührend ins Gesicht geschrieben.

Bevor die Videos Bühnenwirklichkeit werden, tobt Eun-Me Ahns Speed-Truppe über die Bühne und zeigt, dass Tanzen heute eigentlich noch genau so geht wie früher, ein bisschen schneller vielleicht und mit höheren Sprüngen, aber ansonsten: immer schön von einem Bein aufs andere. Und dann kommen zehn leibhaftige Großmütter dazu, denen Eun-Me Ahn so liebevoll und feinfühlig die passenden Schritte geschneidert hat, dass am Ende der Mix mit ihrer Kompanie von einer mitreißenden Mischung aus Schwung und Respekt getragen wird.

Am Ende durften 50 Besucher mit auf die Bühne; die ließen sich dazu nicht zweimal einladen. „Dancing Grandmothers“ war schon in Frankreich ein Bombenerfolg – das wird hierzulande nicht anders sein.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern