Marcia Haydée zum 65. Geburtstag

„Der einzige wirkliche Mann im Staatstheater“

Stuttgart, 17/04/2002

Marcia Haydée zu ihrem morgigen 65. Geburtstag zu gratulieren, der ja für normale Menschen den Übergang vom Berufsleben zum Ruhestand markiert, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität. Als sich die ehemalige Primaballerina und spätere Direktorin des Stuttgarter Balletts im Jahre 1996 am Ende einer Festvorstellung ihrer so überaus erfolgreichen Version von Tschaikowskys "Dornröschen" auf den Rücksitz des Motorrades ihres Ehemannes schwang und von der Bühne brauste, um ihrem Nachfolger Reid Anderson Platz zu machen, da versprach sie dem Publikum in einer kurzen, bewegenden Rede: "Wir werden uns alle wieder sehen, und zwar bald!" Sie hat Wort gehalten. Ein paar Hochgebirgswanderungen, um Ruhe zu finden, der Aufbau eines Yogastudios - und, schwuppdiwupp, Marcia Haydée war wieder auf den Bühnen der Welt zugange.
Ruhestand? Eher könnte man glauben, die Karriere der "schwäbischen" Brasilianerin Marcia Haydée Salaverry Pereira da Silva würde erst jetzt richtig beginnen. Dabei hat sie eine künstlerische Laufbahn hinter sich, die ihresgleichen sucht. Im Jahre 1961 von John Cranko gewissermaßen aus der Konkursmasse der aufgelösten Compagnie des Marquis de Cuevas nach Stuttgart geholt, entwickelte sie sich nicht nur binnen kurzer Zeit zur Imageballerina des aufblühenden Stuttgarter Balletts und zu einem internationalen Star, mit dem tanzen zu dürfen jedem der Großen zur Ehre gereichte, von Rudolf Nurejew über Erik Bruhn bis zu Paolo Bortoluzzi, sondern Marcia Haydée, vom Publikum heiß geliebt und verehrt, reifte schließlich zur bedeutendsten dramatischen Tänzerin des vergangenen Jahrhunderts, Galina Ulanowa und Margot Fonteyn eingeschlossen.

Marcia Haydée zu ihrem morgigen 65. Geburtstag zu gratulieren, der ja für normale Menschen den Übergang vom Berufsleben zum Ruhestand markiert, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität. Als sich die ehemalige Primaballerina und spätere Direktorin des Stuttgarter Balletts im Jahre 1996 am Ende einer Festvorstellung ihrer so überaus erfolgreichen Version von Tschaikowskys „Dornröschen“ auf den Rücksitz des Motorrades ihres Ehemannes schwang und von der Bühne brauste, um ihrem Nachfolger Reid Anderson Platz zu machen, da versprach sie dem Publikum in einer kurzen, bewegenden Rede: „Wir werden uns alle wieder sehen, und zwar bald!“ Sie hat Wort gehalten. Ein paar Hochgebirgswanderungen, um Ruhe zu finden, der Aufbau eines Yogastudios - und, schwuppdiwupp, Marcia Haydée war wieder auf den Bühnen der Welt zugange.

Ruhestand? Eher könnte man glauben, die Karriere der „schwäbischen“ Brasilianerin Marcia Haydée Salaverry Pereira da Silva würde erst jetzt richtig beginnen. Dabei hat sie eine künstlerische Laufbahn hinter sich, die ihresgleichen sucht. Im Jahre 1961 von John Cranko gewissermaßen aus der Konkursmasse der aufgelösten Compagnie des Marquis de Cuevas nach Stuttgart geholt, entwickelte sie sich nicht nur binnen kurzer Zeit zur Imageballerina des aufblühenden Stuttgarter Balletts und zu einem internationalen Star, mit dem tanzen zu dürfen jedem der Großen zur Ehre gereichte, von Rudolf Nurejew über Erik Bruhn bis zu Paolo Bortoluzzi, sondern Marcia Haydée, vom Publikum heiß geliebt und verehrt, reifte schließlich zur bedeutendsten dramatischen Tänzerin des vergangenen Jahrhunderts, Galina Ulanowa und Margot Fonteyn eingeschlossen.

Auch als sie zwei Jahre nach Crankos Tod (1973) die Führung des Stuttgarter Balletts übernahm, blieb ihr der Erfolg treu. Sie bewahrte den Weltruf der Truppe, steigerte ihn womöglich sogar, holte die bedeutendsten Choreografen in ihre Ballettsäle und erwies sich endlich auch selbst als Choreografin von großem Geschick, wenigstens mit ein paar Werken. Die Gründe für diese unvergleichlichen Erfolge liegen, neben ihrer singulären Begabung, wahrscheinlich darin, dass die Haydée erstens nie wirklich an sich zweifelt und deshalb vor keiner Aufgabe zurückschreckt, und dass sie zweitens mit einem eisernen, unbeirrbaren Willen beschenkt ist, der bis zur Sturheit gehen kann. Die kolportierte Meinung vieler, sie sei der „einzige wirkliche Mann im Stuttgarter Staatstheater“ gewesen, trifft den Nagel auf den Kopf. So lange sie das Richtige für sich und ihre Compagnie durchsetzen wollte, gereichten diese Eigenschaften beiden zum Segen. Als sie aber schließlich das Falsche zu glauben begann, leitete sie damit beider Abstieg ein, dem Anderson letztlich seine Ballettintendanz verdankt.

Nachdem Marcia Haydée im Jahre 1991 für ihre missglückte Choreografie „Planeten“ erstmals von „ihrem“ Publikum ausgebuht wurde, war das ihr emotionaler Bruch mit Stuttgart. Sie verlor das Interesse an der Truppe, übernahm außerdem die Leitung des Balletts von Santiago de Chile, wo sie sich verstanden glaubte und wäre, als es dort nicht funktionierte, unbelehrbar, um ein Haar sogar noch zusätzlich Chefin des Balletts der Deutschen Oper Berlin geworden.

Diese Ausrutscher können indes die alle überragende Bedeutung der Haydée und ihre Verdienste um das Ballett nicht schmälern. Marcia Haydée war stets nur rundum glücklich, wenn sie sich in einer künstlerischen Partnerschaft geborgen fühlte. Zwei Jahrzehnte lang hat ihr Richard Cragun, auch privat die Liebe ihres Lebens, diese inspirierende Zweisamkeit geboten, ein in der Geschichte des Balletts einzigartiges Phänomen, später glaubte sie, zum Verdruss der männlichen Tänzer in Stuttgart, in dem Hamburger Solisten Kevin Haigen ihr neues Tanzglück gefunden zu haben. Danach bereicherte sie das Stuttgarter Repertoire mit einigen Duos von Maurice Béjart, in denen sie mit dem argentinischen Star Jorge Donn triumphale Erfolge feierte.

Jetzt, im Rentenalter, hat sich Marcia Haydée längst einem neuen Partner zugewandt, dem charismatischen Brasilianer Ismael Ivo, mit dem gemeinsam sie unermüdlich Stück um Stück schafft und tanzt. Beider neuestes Projekt, „Callas“, ist für den Herbst diesen Jahres geplant. Bei der großen Geburtstagsfete am 20. April um 20 Uhr im Stuttgarter Theaterhaus können Haydées und Ivos Bewunderer unter anderem einen Blick auf dieses noch unvollständige Tanzstück werfen.

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