Senza Fine oder als Rimini noch schön war

oe
Basel, 28/03/2001

Die dritte Vorstellung von Joachim Schlömers Finalproduktion nach fünfjähriger Tätigkeit als Basler Tanztheaterchef, die ihm zwar viel Anerkennung bei den Kritikern einbrachte, bei dem durch Orlikowsky, Spoerli und Vamos ballettgewöhnten Publikum hingegen auf eiserne Ablehnung stieß.

Das Haus war an diesem Abend immerhin zu drei Vierteln gefüllt, die Reaktion freundlich, aber kühl – nicht ein einziger Zwischenapplaus. Das Ganze: ein vielschichtiges Kaleidoskop über einen mediterranen Badeort im Winter – ein Ort, der von der Turbohektik der Sommerferien in den Leerlauf der Off-Saison zurückgeschaltet hat und dabei aus der Zeit, seiner Zeit, gefallen ist – mit Überwinterern, vom Schneesturm hereingewehten Gästen und den Spukgestalten des Fahrenden Volks der Clowns, Artisten und Akrobaten aus Fellinis „I Vitelloni“ und „La strada“.

Eine Mischung aus Melancholie und Nostalgie bestimmt die Atmosphäre – Abschiedsstimmung macht sich breit, sehr breit, denn das Tanzstück ist konzipiert als ein dreistündiges Ritual der Langsamkeit (das Christoph-Marthaler-Virus). Für mich nach und neben „La Guerra d´amore“, das schönste, reichste, reifste und poetischste Tanzstück der „Ära Schlömer“ am Theater Basel: ein Schlömer, der mit der Seele Caspar David Friedrichs aufgebrochen ist, aber nicht an die Meereslandschaft im Norden, sondern gen Süden, an die verschneite Küste des Mare mediterraneo.

Ob die Basler Theaterabonnenten mit Richard Wherlock glücklicher werden? Wohl kaum, wenn er am Rhein so weitermacht wie er sich mit „Der Widerspenstigen Zähmung oder: Kates Comeback“ (mit falschem Genetiv, denn wenn schon Kate, dann bitte Kate´s Comeback) an der Spree verabschiedet hat, einem Dancical in der „Kiss Me, Kate“ – Nachfolge, dessen Kuss-Aufforderung man nach diesem Desaster freilich gegen ein wesentlich obszöneres Four-Letter-Word auszutauschen versucht ist.

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