Ballettpremiere mit Hans van Manen, Lucinda Childs und Mats Ek

oe
München, 06/04/2001

Zur Eröffnung der diesjährigen Ballettwoche im Nationaltheater drei Choreografen, die alle schon vorher in München gearbeitet haben: Lucinda Childs mit der Uraufführung „Händel/Corelli“, Hans van Manen, dem vor ein paar Wochen ein ganzes Programm im Prinzregententheater gewidmet war, mit der deutschen Erstaufführung seines „Kammerballetts“ (1995) und von Mats Ek „A Sort of...“, kreiert 1997 fürs Nederlands Dans Theater – konsequente Fortsetzung des von Konstanze Vernon so bewundernswert betriebenen Repertoireaufbaus (auch mit dem nächsten Großprojekt: „Raymonda“).

Rechnet man die anderen Angebote dieser Woche hinzu (Crankos „Romeo und Julia“, MacMillans „Manon“ und von Neumeier „A Cinderella Story“ und „Kameliendame“ sowie, als Gastspiel des Hamburger Balletts, „Messias“), sieht man, wie Ivan Liska in seiner Repertoirepolitik klar auf Prioritäten setzt. Leider ist er vom Uraufführungspech verfolgt: Grand Maitres „Emma B.“, Hosseinpours „Petruschka“, Teschigawaras „Sacre du printemps“ und nun also Childs „Händel/Corelli“ als ausgelutschter neoklassizistischer Balanchine plus Paul Taylor im Déja-vu-Look der Sechziger. Verwundert reibt man sich die Augen: Kaum zu glauben, dass Childs aus der Schule der Judson Church Movement kommt und wesentlich durch Cunningham und Bob Wilson geformt worden ist.

Immer ein Vergnügen: van Manen in seiner Reinheit und Klarheit – und immer wieder neu bei doch stets erkennbar identitätsgeprägtem Vokabular – im „Kammerkonzert“ nun als – sagen wir einmal „Beziehungskiste“ zwischen vier Tänzerpaaren und acht Hockern, wobei die Hocker sozusagen als Alternativ-Performer der Choreografie fungieren.

Unverkennbar auch Mats Ek in „A Sort of...“, sein ausgeprägt schwedisch-rustikal-deftiger Humor, der aus der Folklore von Dalekarlien gespeist scheint (wie vor ihm Ivo Cramérs „Verlorener Sohn“). „Eine Art von...“ – ja, wovon? Jedenfalls ein Ballett der skurrilen Überraschungen und Kontraste, inklusive der lustigen Luftballons. Ek hier als ein Geschichten- und Anekdotenspintisierer aus dem Reich der Ibsenschen Trolle, während die Tänzer alle aus der Schule eines gewissen Erasmus Grasser zu kommen scheinen. Übrigens wer vergeblich versucht hat, den Mini-Namenszug des Autors der oe-Karikatur zu entziffern: sie stammt von Richard Cragun.

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