Uwe Scholz mit „Gloria in excelsis Deo“

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Leipzig, 04/05/2001

Uwe Scholz zehn Jahre in Leipzig! Das hätte dem fixen Youngster in Stuttgart kaum jemand zugetraut – und in seiner Zürcher Zeit auch noch nicht! Nun aber ist es Tatsache, rangiert das Leipziger Ballett – zusammen mit Stuttgart, München und Hamburg – in der Liga der Big Four (mit Frankfurt hors concours – und Berlin noch immer in der Warteschleife).

Einer der Stützpfeiler seiner erfreulich vielseitigen Repertoirepolitik ist – Leipzig sehr gemäß – Bach. Zum zehnjährigen Jubiläum hat er die Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ aus seinen „Bach-Kreationen“ von 1996 um das „Kyrie“ und das „Gloria“ aus der h-moll Messe ergänzt (und damit Rosamund Gilmores unsägliche Verhunzung dieses Bachschen chef d´oeuvres von 1986 ein für alle Mal dem Orkus überantwortet).

„Gloria in excelsis Deo“ heißt der neue Leipziger Abend, für den er außer für die Choreografie auch für den Raum und die Kostüme verantwortlich zeichnet. Klarheit, Großzügigkeit und eine nicht illustrative Musikalität zeichnen das zweiteilige pausenlose Anderthalb-Stunden-Ballett aus. Soli, Ensembles und Corps-Formationen auf klassischer Basis (keine Angst vor Spitzenschuhen!) wechseln gemäß der musikalischen Vorgabe kontrastreich ab.

Scholz komponiert mit Körpern – sozusagen ein Motionsplastiker. Das ergibt immer wieder einprägsame Gruppierungen, denn seine Formphantasie ist offenbar unerschöpflich – reicher jedenfalls als sein doch sehr klassisch grundiertes Vokabular. So kommt er mir vor wie jene mittelalterlichen Baumeister, die jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang an ihren Kathedralen bauten. Hier wächst Scholzens Leipziger Bach-Ballettkathedrale imponierend Abschnitt um Abschnitt heran.

Über die Jahre sind seine Tänzer zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen: Sibylle Naundorf, Roser Munoz, Kiyoko Kimura, Christoph Böhm, Steffen Fuchs und Vincent Gros tanzen die größeren Solopartien und steuern so die individuellen Farbtupfer zum Unisono der Kompanie bei, die als eine homogene, gut aussehende, bestens konditionierte, jugendfrischen Elan ausstrahlende Truppe tanzt.

Pünktlich zur Premiere ist in der Edition Brauns ein von der Leipziger Sparkasse gesponserter Band „Leipziger Ballett – 10 Jahre Uwe Scholz“ erschienen, mit rund hundert, ausgesprochen dynamischen Szenenfotos von Andreas Birkigt und eine Reihe von erfreulich offenherzigen Gesprächen, die Dramaturg Lothar Wittke mit dem Leipziger Ballettprofessor geführt hat.

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