Professor Gundel Eplinius oder Ehre, wem Ehre gebührt!

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Stuttgart, 02/03/2004

Am 29. Oktober vorigen Jahres erinnerte ich im koeglerjournal pünktlich an den hundertsten Geburtstag von Yvonne Georgi, Galionsfigur des Balletts in Hannover während mehrerer Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Etwas später erschien dann im tanzjournal 6/03 eine weitere Huldigung von mir, in der ich sie leichtfertigerweise unter anderem auch als „Leiterin der von ihr gegründeten Tanzabteilung an der Hochschule in Hannover“ feierte. Und richtete damit einen handfesten Korollar-Schaden an! Denn jetzt meldete sich Frau Professor Gundel Eplinius zu Wort, inzwischen 82jährige Doyenne des Tanzes in Hannover, zu Wort und beklagt – offenbar völlig zu Recht – den Geburtstagsartikel als „ein einziges Loblied auf Yvonne Georgi, in dem wieder einmal behauptet wird, sie sei es gewesen, die die Tanzabteilung an der Hochschule in Hannover gegründet habe. Dieses ist FALSCH!“ –

„1954, als Otto Krüger (Ballettmeister in Hannover) und ich (Wigmanschülerin und Pädagogin für Freien Modernen Tanz) die Tanzabteilung in Hannover gründeten, war Yvonne Georgi noch Ballettmeisterin in Düsseldorf. Damals gelang es Otto Krüger und mir, die neu gegründete Tanzabteilung (1 Ausbildungsklasse und 4 Kinderklassen) an die damalige Musikakademie, Leitung Professor Knorr, anzugliedern. Später wurde daraus die Hochschule für Musik und Theater Hannover.
Die Leitung der Tanzabteilung hatte der jeweilige Ballettmeister, damals also Otto Krüger. Leider bekam Otto Krüger im Laufe der Zeit als Ballettmeister mit seinem Ballettensemble Schwierigkeiten, die so massiv waren, dass er gehen musste. Der Doppelposten Ballettmeister und Leiter der Tanzabteilung wurde also frei, und Yvonne Georgi bewarb sich und kam an die Musikhochschule. Da sie selbst wusste, dass ihre pädagogischen Kenntnisse und Fähigkeiten überschaubar waren, hätte sie gern gesehen, dass auch ich die Hochschule verlassen hätte und versuchte, ihren Einfluss dahingehend geltend zu machen. Glücklicherweise erstreckte sich aber ihre Verfügungsgewalt nicht auf die Lehrkräfte der Hochschule. Die TänzerInnen hingegen wurden durchweg von ihr entlassen und durch ihre hauseigene Truppe aus Düsseldorf ersetzt. Durch den oben erwähnten Doppelposten war Yvonne Georgi nicht nur Ballettmeisterin, sondern automatisch auch Leiterin der Tanzabteilung und damit meine Vorgesetzte.“

„Sie können sich sicher vorstellen, wie sehr wir uns gegenseitig ‚geliebt‘ haben. Bei allem Neid auf meine (künstlerische und pädagogische) Arbeit brauchte sie dringend meinen Rat und meine Vorschläge, da sie nicht in der Lage war, Termine zu koordinieren oder Prüfungspläne auszuarbeiten, Fähigkeiten, die für die Leitung einer Tanzabteilung selbstverständliche Voraussetzungen sind.
Dreißig Jahre haben wir so ‚Seite an Seite‘ gearbeitet. Der ‚Dank‘ für mein Engagement in Dingen, die zu ihren Aufgaben gehörten, die ich aus Liebe zum Tanz und zu den Dingen, die zu ihren Aufgaben gehörten, die ich aus Liebe zum Tanz und zu den SchülerInnnen für sie übernommen hatte, war der, dass über allen Programmen meiner Tanzabende zu lesen stand ‚Gesamtleitung: Yvonne Georgi‘. Damals wie heute der blanke Hohn für mich und alle, die Einblick in die Arbeit an der Hochschule hatten.“

Ein interessantes Kapitel der hannoverschen Tanzgeschichte, finde ich! Und ein gern vorgenommener Wiedergutmachungsversuch an einer integren, offenbar zutiefst verletzten Persönlichkeit! Asche auf mein schuldiges Haupt!

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