„Abraxas“ im Prinzregententheater

oe
München, 19/06/2001

Zum Abschluss des „Zyklus Neues Tanztheater“ im Münchner Prinzregententheater – nach Kresnik/Berlin, Dietrich/Bremen, King/Wien, Schlömer/Basel, Spoerli/Zürich (dank katastrophaler Publicity sämtlich außerhalb Münchens ignoriert) – nun also „Abraxas“ von Werner Egk (zu dessen 100. Geburtstag) – als Koproduktion der Bayerischen Theaterakademie mit dem Volkstheater Rostock – Dirigent: Mark Mast (mit der Jungen Philharmonie München), Choreografie und Inszenierung: Tomasz Kajdanski, Bühne und Kostüme: Dorin Gal, Licht: Dirk Sarach/Craig/Ekkehard Merker.

Dreiundvierzig Jahre nach der skandalumwitterten Uraufführung die Rückkehr an den gleichen Ort. Von Skandal diesmal nicht die Spur – vom vollmundig reklamierten Tanztheater allerdings auch nicht. Die Musik inzwischen doch ziemlich angejahrt, schwülstig-aufgedonnert, mit ein paar sehr schönen lyrischen Momenten. Die Choreografie und Inszenierung: biederes Stadttheaterballett, schweißtreibend lasziv bemüht, ohne spezielle Werkperspektive (außer dass der Teufel, bei Egk die Teufelin Bellastriga, hier unter gleichem Namen ein androgyner Mann ist), ein paar Stretchkostüm-Einlagen à la Nikolais, dramaturgisch nicht immer plausibel – gediegenes Handwerk, ohne sonderliche Inspiration. Die Ausstattung zweckentsprechend groß dimensioniert.

Die ambitionierte Faust-Thematik: alles in allem ziemlich minimiert – dem Friedrike Kemperschen Prolog entsprechend: „Gigantisch war der Stoff, und nett gelang das Bild“. Die Rostocker Tänzer, verstärkt durch Judith Turos vom Bayerischen Staatsballett als Archisposa – eine expressiv aufgeladene Persönlichkeit unter beflissenen tänzerischen Erfüllungsgehilfen (Faust: Aurélien Scanella, Bellastriga: Jesper S. Windisch, Margarete Ramona Seeck, Helena; Manami Hannya).

Man weiß ja um die Rostocker Theaternöte – und fühlte sich um 44 Jahre zurückversetzt, sozusagen ins Ballettdeutschland des Jahres 1 AA ( ante „Abraxas“). Wie gut, dass Marcel Luipart das erspart geblieben ist, der immer davon geträumt hatte, noch einmal SEINEN „Abraxas“ von 1948 in München einstudieren zu können!

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