Der mit „Basel tanzt“

Der Brite Richard Wherlock an der Spitze des Tanzfestivals

Basel, 19/09/2005

Zwei Wochen lang steht Basel ganz im Zeichen des Tanzes. Acht Kompanien aus Asien, USA und Europa präsentieren sich dieses Jahr auf dem Festival „Basel tanzt“, das alle zwei Jahre stattfindet. Heuer erstmals unter der Intendanz von Richard Wherlock, dem ehemaligen Tänzer, Choreografen und seit 2000 Direktor des Balletts Basel. Diana Deutschle hat sich zum Festivalauftakt mit ihm unterhalten:

 

Erst vor elf Monaten haben Sie spontan die Festivalleitung übernommen, nachdem Heinz Spoerli nach zwölf Jahren überraschend abgesprungen ist. Was hat sie daran gereizt?

Auch für mich kam das alles ganz überraschend. Weil ich ein Kämpfer und Workaholic bin, habe ich aber zugesagt. Das Festival ist längst eine Institution in der internationalen Tanzszene geworden, und das darf man nicht einfach aufgeben. Und man darf nicht vergessen, dass die Basler Tanz sehen können, für den sie sonst nach New York oder London fliegen müssten. Und da wollte ich helfen, das zu bewahren.

Was war machbar in so kurzer Planungszeit?

Ein Problem war, dass die großen Kompanien schon ausgebucht waren, als ich mit der Planung anfing. Ich musste schnell handeln. Da blieb keine Zeit, dem Festival meinen Stempel aufzudrücken. Für 2007 will ich mit den nördlichen und skandinavischen Ländern einen geographischen Schwerpunkt setzen und dann nach Lettland, Estland und Litauen fahren, um dort Neues zu entdecken.

Und 2005?

Ich setze auf Vielfalt - das ist die Würze des Lebens. Ich wollte eine gute Mischung von Klassisch bis Avantgarde haben. Und so haben wir das Stuttgarter Ballett mit einem von John Crankos Handlungsballetten und das Cloud Gate Dance Theatre aus Taiwan verpflichten können, dann eine der Ikonen des Modern Dance, Carolyn Carlson, gefolgt von den Urban Bush Women, die in die Schulen gehen, um dort Workshops zu geben. Die jungen Leute sollen Tanz und vor allem Ballett ganz neu entdecken. Und schließlich gibt es noch eine eigens für das Festival kreierte Uraufführung von Philippe Saire, der die freie Szene der Schweiz repräsentiert.

Für dieses Programm haben sich rund 16 000 Besucher im Vorverkauf erwärmen können. Das sind weniger als beim letzten Mal. Und auch das Festivalbudget fällt mit rund 1,3 Millionen - niedriger aus als 2003. Wie ist es um die Zukunft des Festivals bestellt?

Als Folge des niedrigeren Budgets haben wir die Zahl der Aufführungen auf 16 beschränkt. Das Geld ist knapp, aber das ist heutzutage bei allen kulturellen Einrichtungen so. Wir finanzieren uns zur Hälfte über Eintrittsgelder, da ist man natürlich auf eine gute Auslastung angewiesen. Man kommt schnell in die Zwickmühle, ob man eine große Kompanie mit Orchester einladen soll, nur weil sich die „Schwanensee“-Vorstellung dann gut verkauft. Aber unsere Stiftung, die das Festival zur anderen Hälfte finanziert, baut auf einen Stamm von langjährigen Sponsoren und hat obendrein neue gewinnen können. Ich denke, das Interesse ist nach wie vor da.

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