Ivan Liskas „Corsaire“

Neue Besetzungen beim Piraten-Ballett

München, 18/10/2007

Er wird einfach nicht langweilig, Ivan Liskas „Corsaire“. Und das schlicht aus dem Grund, dass man hier schönstes Petipa-Schrittmaterial im Original erleben kann - und das ist so dicht und tänzerisch, dass man es nie zu Ende gesehen hat. Die Dramaturgie wirkt dabei zügig heutig und die Ausstattung, wenn auch luxuriös, keineswegs museal. Aber hier soll es vor allem um die Besetzung gehen: Roberta Fernandes war eine Medora, die mit ihrem südländischen weiblichen, so ungemein natürlichen Charisma sicher nicht nur ihren Konrad, sondern auch die Herren im Parkett bezirzte. Tigran Mikayelyan, der in der Premiere den Sklaven Ali zu „seiner Rolle“ gemachte hatte, hat sich nun, mit seiner armenischen Männlichkeit, auch die Rolle des Konrad erobert. Den Ali tanzte hier der hochgewachsene Marlon Dino, ein aufstrebender Solist, von dem man sich in Zukunft viel erhofft. In dieser Partie (für die er offensichtlich noch mehr Coaching braucht) ist Dino jedoch nicht ganz so zu Hause wie Mikayelyan, der in vorausgegangenen Vorstellungen den Ali viel eindringlicher ins Bild rückte, ihn, ganz ohne Aufdringlichkeit, zu einer Hauptfigur machte.

Wie da einer aus einer Nebenrolle alles herausholt, ist bei Alen Bottaini als Bösewicht Birbanto zu beobachten. Und endlich einmal voll zu ihrem weiblich verführerischen Charme erblüht die bis dato eher bedeckt wirkende Französin Séverine Ferrolier als Haremsdame Gulnara. Mit ihr kann sich Vincent Loermans in sich ruhender gutmütiger Pascha dann auch leicht über die vergeblich begehrte Medora hinwegtrösten. Sehr schön getanzt/gespielt sind auch die Nebenrollen, von Norbert Grafs Lankedem bis zu Peter Joleschs Muphti und Stefan Mosers Imam. Das Staatsensemble insgesamt war mit viel Lust bei der Sache, hatte Glamour - und machte Lust, sich den „Corsaire“ auch ein weiteres Mal anzuschauen.

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