Gelungener Einstand an der Staatsoper: John Crankos „Onegin“

Es sind viele Premieren um ein 45 Jahre altes Stück: Zum ersten Mal trat das Ballett der Staatsoper am Montag als „Wiener Staatsballett“ unter seinem neuen Direktor Manuel Legris auf. John Crankos bewährtes Handlungsballett „Onegin“ nach Alexander Puschkins Versroman zu Kompositionen Tschaikowskys ist seit 2006 in seinem Repertoire. 

Legris setzte in einer kurzen Probenphase bereits Akzente in eine Zukunft, in der das Ballett an der Staatsoper aufgewertet werden soll. Anders als sein Vorgänger Ioan Holender schätzt Operndirektor Dominique Meyer den Tanz. 

Der von ihm ausgewählte Manuel Legris, bis 2009 vielfach ausgezeichneter Startänzer beim Ballett der Pariser Oper, hat sich den Beginn nicht leicht gemacht. Er hat keine illustren Gäste eingeladen, die Schwachstellen des Ensembles verdrängen könnten.

Er schenkt den Wiener Tänzerinnen und Tänzern Vertrauen und wird belohnt. Selten tanzten die Solisten und das Ensemble in letzter Zeit mit so viel Einsatz und Elan. Roman Laziks Onegin zeigt sich selbstbewusst und vermag die Titelrolle des tragischen Helden plötzlich mit Leben zu erfüllen. Nina Poláková gestaltet Tatjana mit viel Gefühl und beginnt, ihr tänzerisches Talent voll zu entfalten. Auch bei der spritzigen neuen Ersten Solotänzerin Maria Yakovleva (Olga) und bei Eno Peci (Lenski) gab es viele Details zu sehen, die in bisherigen Wiener Aufführungen von „Onegin“ fehlten. Vladimir Shishov gibt einen verständnisvollen, eleganten Fürst Gremin. Zusammen mit dem Corps de ballet und dem Staatsopernorchester unter der umsichtigen Leitung Guillermo Garcia Calvos machen sie neugierig auf die weitere Entwicklung des Staatsballetts.

Legris hat sich und den Tänzern jedenfalls ein hohes Ziel gesteckt: In wenigen Jahren soll das Wiener Ballett wieder Weltklasse sein.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier