The Forsythe Company im Bockenheimer Depot Frankfurt mit einem gemischten Abend

Wiederaufnahme von „Whole in the Head“ und Uraufführung von „Stellentstellen“

Frankfurt, 05/02/2012

Wieder einmal hat William Forsythe ein Stück wieder aufgenommen und weiter entwickelt, das 25-minütige „Whole in the Head“ (2010), und hat es mit der neuen Choreografie „Stellentstellen“ zu einem schlüssigen Paket geschnürt. Die äußere Klammer mimt David Kern, der mit einem Tarzan-Schrei startet und den Abgang mit einem Country-Song zur Dobro-Gitarre begleitet. Bis es soweit ist, muss er allerdings vielfache, auch klägliche Schreie loslassen, mit ausdruckslosem Blick herumstehen oder auf seiner blank geputzten Gitarre (nicht mehr als) klimpern. Eine komische Nummer unter dem Motto: Improvisation erlaubt. Überhaupt wirkt Vieles zufällig und experimentell, beiläufig und zwanglos wie auf einer Probe. Ist es natürlich nicht, zwischendrin zeigen die vier Tänzerinnen und neun Tänzer immer wieder, wie virtuos sie die klassische Balletttechnik beherrschen. Wenn Riley Watts endlose Pirouetten dreht oder Brigel Gjoka mit gummiweichen Gelenken tanzt. Das eine Mal beobachtet die restliche Gruppe eine solche Anstrengung einzelner, applaudiert sogar, das andere Mal sind alle mit sich selbst beschäftigt und nehmen keinerlei Kenntnis davon. Irgendwann wird das Beiläufige dann in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und zum Thema gemacht.

Streckenweise kommt man sich vor wie in einem Monty-Python-Film als diese das Ministry of Silly Walks erfanden. Ausgesprochen kurios sind auch die Fortbewegungsarten, die Cyril Baldy auf der Bühne live zu entwickeln scheint; mehr kriechend und hüpfend als gehend. Aus den typischen Extrem-Ver-Drehungen der Forsytheschen Tänzerkörper werden nunmehr wahrhaftige Entstellungen; darauf weist der Titel „Stellentstellen“ hin, wohl die erste Titel-Wortspielerei auf Deutsch. Im Solo, im Duo und sogar als Trio falten sie sich über- und ineinander, drehen und zerren solange an ihren Extremitäten, dass kaum noch zu erkennen ist, wo welches Körperteil eigentlich hingehört. Diese Ganzkörperknoten erinnern für Momente an Missgeburten, entfalten dann aber eine ganz eigene Ästhetik.

Im Bockenheimer Depot noch bis 12. Februar.

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