Aus eins wird drei!

The Forsythe Company zeigt „Study # 3“ im Frankfurt LAB

Frankfurt, 09/11/2012

William Forsythe ist spontan. Für das Gastspiel im Frankfurt LAB war „Study # 1“ angekündigt, das in Kooperation mit dem Teatro Grande in Brescia entstand und Puccinis „Madame Butterfly“ zum Anlass hat. Stattdessen aufgeführt wurde am Donnerstagabend ein komplett neues Stück: „Study # 3“, für das er „Bewegungssequenzen, kompositorische Methoden, Musik, Text, Requisiten, Kostüme, Beleuchtung, Bühnenbildkomposition und technische Effekte“ aus seinen Stücken der letzten 26 Jahre verwendet. Der Meister zitiert sich selbst, warum nicht. Herausgekommen ist ein Werk, das frisch und leicht daherkommt, kein bisschen angestaubt wirkt. Das einzige Manko war die Kürze, niemand schien nach einer Stunde glauben zu wollen, dass es schon vorbei war.

Alle Komponenten aus dem reichen Forsytheschen Ouevre können wohl nur Insider erkennen und ableiten. Doch darauf kam es auch nicht an. Es war eher eine Quintessenz des Schaffens und der Gesamteindruck ist nachhaltig. Die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühle wurde vorgeführt, von aggressiv und verzweifelt bis anrührend und naiv, und viel Witz war dabei.

Die große Bühnenfläche im Frankfurt LAB war leicht schräg gestellt und durch niedrige Podeste flankiert, ansonsten war der Raum kahl. Szenenwechsel wurden durch harte Sounds und Lichtwechsel markiert. Die 16 Tänzer und Tänzerinnen traten in wechselnden Kleingruppen auf, alle gemeinsam waren erst beim Schlussapplaus zu sehen. Sie erforschten in ihrer unprätentiösen Bequemkleidung, ganz im Forsytheschen Bewegungsstil den eigenen Körper und seine Bewegungsgrenzen, den umgebenden Raum und Untergrund, sie erprobten vorsichtig das einander Begegnen und miteinander Bewegen. Die Musik von Thom Willems kam eher selten als Geräuschsampler zum Einsatz, meistens waren es die Stimmen und Erzählweisen der Performer, die live vorgetragen den akustischen Background bildeten. Sie erzählten Geschichten, redeten Kauderwelsch miteinander, krächzten tief aus dem Bauch heraus oder quietschten wie ein Baby.

Die Forsythe’sche Welterzählung ist noch an diesem Wochenende zu erleben und vom 14.-17.November.
 

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