"Schlafende Frau"

"Schlafender Frau" von Rainer Behr

Gefahr lauert überall, Schönheit auch

Ein Fotoblog von Ursula Kaufmann

Am Opernhaus Wuppertal zeigt Rainer Behrs "Schlafende Frau" die Unumkehrbarkeit der Dinge und wagt trotzdem die große Expedition in die Welt.

Wuppertal, 24/01/2022

Rainer Behr begleite ich seit vielen Jahren mit meiner Kamera; mehrfach am Theater Bielefeld, zuletzt mit der Uraufführung "All You Need is Less - Dann Bleiben ist nirgends" im Oktober 2021.
Seine coronabedingt mehrfach verlegte Uraufführung „Schlafende Frau“ feierte am 20. Januar 2022 auf der Bühne des Opernhauses Wuppertal endlich Premiere.
Wie das Haus ankündigte, beschäftige sich das Stück mit dem Thema der Auflösung: Schockiert von der Erkenntnis, „dass die Dinge unumkehrbar“ seien, zeige es die „allmähliche Veränderung der Merkmale unserer Zeit“.
Die ungeheuer kreative Umsetzung des Themas mit seinen vieldeutigen Szenen wird in jedem Zuschauerkopf andere Assoziationen hervorrufen. Verschiedene Aspekte der Aufführung haben mich besonders stark beeindruckt.
Die verkleinerte Bühne zu Beginn, anwesend nur die schlafende Frau und ein Mann, der in einer kleinen Werkstatt agiert, baut große Spannung auf. Die winzige Werkstatt öffnet sich schnell zur großen Bühne; nicht nur in die Tiefe, auch in die Höhe. Zusammengebaute Scheinwerfer wirken wie eine Skulptur, die effektvoll in verschiedenen Szenen eine Funktion übernimmt. Die gesamte Bühnentechnik wird sichtbar und bleibt während des gesamten Stücks präsent: Die „Expedition“ in die große Welt beginnt.
Die Bühne, die Kostüme und die ausgewählte Musik (allein schon sie war mir ein Genuss) sind wesentlicher Bestandteil der Tanzchoreografie. Solo-, Ensembletänze oder Sprechszenen wechseln abrupt die Stimmung. Mit ihrer differenzierten Ausdrucksfähigkeit agieren die Tänzerinnen und Tänzer in den jeweiligen Szenen verzweifelt, furios „out of control“, komisch, zart, behutsam, wild. Gefahr lauert überall, Schönheit auch. Ich spüre den Geist Pina Bauschs im Spiel des Ensembles (nicht nur wegen der schwarzen Stühle und desTisches).
Es ist keine imitierende Wiederholung der Elemente der Pina Bausch Stücke. Besonders deshalb ist es eine große Freude, diese besondere Tanzsprache des Tanztheaters Wuppertal in einem neuen Stück von Rainer Behr zu erleben.

Hier finden Sie eine tanznetz-Rezension der Umsetzung von "Schlafende Frau" im Stream vom Juli 2021 von Rico Stehfest.

Weitere Fotos zur Choreografie "Schlafende Frau" gibt es unter www.ursulakaufmann.de zu sehen.

 

 

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