„Motel Vibes“ von Go Plastic Company.

„Motel Vibes“ von Go Plastic Company.

Gezeichneter Tanzabend

Tanz als Graphic Novel

Die Go Plastic Company hat ihren Tanzabend „Motel Vibes“ als Graphic Novel herausgebracht.

Dresden, 10/06/2022

Tanz auf Video oder im Stream, das ist ja mittlerweile keine Neuigkeit mehr, aber Tanz als Graphic Novel, das ist ein eher selten gegangener Weg. Die Go Plastic Company aus Dresden ist dieses Wagnis eingegangen und hat zusammen mit dem Illustrator PM Hoffmann und der Autorin Thyra Veyder-Mahlberg seinen Tanzabend „Motel Vibes“ von 2018 in eine 20-seitige Geschichte übersetzt. Inszenierung und Buch erzählen von einem Paar, das sich in einem heruntergekommenen Motel trifft, um über die gegenseitige Zukunft zu beraten – und hat da durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Weitermachen oder Aufhören? Warum überhaupt dieses Spiel weiterspielen und was bindet uns noch? Getanzt haben es Rudi Goblen und Cindy Hammer, die auch für die Choreografie verantwortlich zeichnet.

Die Graphic Novel nimmt die Atmosphäre des Abends auf und vervollständigt Angedeutetes. Gleich das Eingangsbild zeigt das Paradise-Inn Motel von außen mit einem Autowrack, einem geparkten Pick-Up und einigen verlassenen Getränkeautomaten sowie herumfliegender Zeitung, die vor einem Sturm warnt. Die Referenzen ans Motel, diesen amerikanischen Unsehnsuchtsort, der aus Hollywoodproduktionen sattsam bekannt ist, werden hier plastisch. PM Hoffmann zeichnet mit klarem Strich und klaren Farben, die sich an den Kostümen der beiden Tanzenden orientieren. Die Bilder sind düster, ebenso wie die Tanzenden in den Nachtszenen, wo sie in vollem Blau erscheinen. Oft dreht er sich auf einer Seite wie mit einer Kamera um das Bett, das den Ausganspunkt dieses Dramas bildet. Dabei wechseln vertikale und horizontale Strips von zwei oder drei Bildern pro Seite bis zu ganzseitigen rahmensprengenden Arrangements. Der Tanz bekommt so seinen Platz und erlebt, in einzelne Bilder zerteilt, eine Entschleunigung, ohne aber seine Dynamik zu verlieren. PM Hoffmann zerlegt die Tanzsequenzen mal in eigene Bilder oder legt sie wie bei einer Mehrfachbelichtung übereinander. Die dialogischen Parts in Englisch in kleinen Rechtecken sind äußerst reduziert.

Das kleine Heftchen ist so eine durchaus gelungene Annäherung an den Tanzabend und ergänzt ihn, in dem es Bühnenperspektiven gekonnt erweitert. Zugleich nimmt es aber die Theatersituation ernst genug, um sie nicht völlig zu verlieren. Die zurückgenommen Sprachanteile, die auf das Nötigste reduziert sind und so zugleich die Sprachlosigkeit, die ja dieses Setting auszeichnet, herausstellt, erzählen mühelos die Höhen und Tiefen der beiden Hauptfiguren. Die Übersetzung von Bühnenstimmung in Bildbestimmung gelingt und auch der tänzerische Anteil ist klar herausgestellt. Die Graphic Novel „Motel Vibes“ ist wirklich ein gelungenes Artefakt des dazugehörigen Tanzabends.

 

Mehr Infos zu „Motel Vibes“ von Go Plastic Company hier.

 

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