„Vom Verschwinden der Körper“ von Maura Morales, Tanz: Leonardo Germani, Rosa Maria Pace,Giulio Panzi

Nicht alles ist so, wie es scheint

„Vom Verschwinden der Körper“ von Maura Morales auf der Studiobühne der Oper Graz

In einer knappen Stunde evoziert Maura Morales unterschiedliche Bilder und spielt mit der Wahrnehmung des Publikums. Im Mittelpunkt stehen die Tänzer*innenkörper. Oder besser: Teile davon.

Graz, 12/02/2024

Oft wird der Körper als das Instrument der Tänzer*innen bezeichnet, er muss trainiert und gepflegt werden. Aber nicht nur für Tänzer*innen, sondern für viele Menschen ist im Zeitalter der ständigen Selbstdarstellung der Körper stark in den Fokus gerückt. Umso spannender, dass die kubanische Choreografin Maura Morales ihr neues Stück für acht Tänzer*innen des Ballett Graz mit dem Titel „Vom Verschwinden der Körper“ versehen hat, obwohl der Körper im Mittelpunkt steht. 

Das Verschwinden wird real

Aber tatsächlich bekommt man immer wieder den Eindruck, dass die Körper verschwinden. Sei es, weil sie scheinbar miteinander verschmelzen, oder, weil Sie plötzlich „verschwinden“. Dies machen die drei von Heiko Mönnich gestalteten Kuben aus grauem Pyramidenschaumstoff möglich, die auf der Bühne verteilt sind. Denn, wie sich bald herausstellt, sind diese nur teilweise aus festem Material. Durch Schlitze können sich die Tänzer*innen hier rasch ins Verborgene zurückziehen. Manches Mal sind dann nur mehr einzelne Hände, Füße oder Köpfe zu sehen, und nicht alles gehört so zusammen, wie es auf den ersten Blick scheint.

Drillhafte Sportübungen

Choreografisch bedient sich Morales in Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen sehr eklektizistisch an unterschiedlichen zeitgenössischen und urbanen Tanzstilen sowie drillhaften Sportübungen. Dabei verlangt sie den Tänzer*innen auch so manch ungewohnte Bewegungen ab, wie man im Programmheft nachlesen kann. Leider ist das räumliche Setting der sogenannten Studiobühne, die keine erhöhte Bühne hat, nur bedingt geeignet für die viele Bodenarbeit, da viele Zuschauer*innen diese nur unvollständig sehen können. 

Der Körper steht im Vordergrund

Die sehr rhythmische Komposition von Michio Woirgardt, die im Zuge des choreografischen Prozesses entstanden ist, treibt die Tänzer*innen immer voran und zu Höchstleistungen an. Nur selten ist ihnen eine kurze Ruhepause vergönnt. Faszinierend ist, wie manche es schaffen, wirklich ihre eigene Persönlichkeit in den Hintergrund zu stellen, sodass nur mehr der Körper im Vordergrund steht, und dabei doch eine starke Bühnenpräsenz beibehalten.

Uniformierung in Sportoutfits

Die Kostüme, ebenso von Morales gestaltet, erinnern mit kurzen weißen Hosen und durchsichtigen Netzhoodies an Sportoutfits, an denen mit neongelben und neonpinken Streifen Akzente gesetzt sind. Sie sorgen in den unisono getanzten Sequenzen für eine Uniformierung, die mitunter bedrohlich wirkt: Vor allem dann, wenn die Kapuzen über das halbe Gesicht gezogen werden. Morales liefert in den einzelnen Sequenzen sehr unterschiedliche Bilder, die als Projektionsflächen für die Interpretationen des Publikums dienen können und auch sollen. Die Lichtregie von Grace Morales Suso hätte die Stimmungen durch stärkere Akzente noch unterstützen können. Denn manches Mal hatte man den Eindruck, dass einfach nur das Licht aufgedreht wurde. Zu Recht viel Applaus für die beeindruckenden Tänzer*innen.

 

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