„Winterwende“ von Kristel van Issum

Winterwende | Winter Solstice (UA)

Tanz-Uraufführungen von Kristel van Issum (Niederlande) und Anat Oz (Israel) am Staatstheater Kassel

Barocke Visionen für das Ende der Zeit

Kassel, 08/05/2024

Ein ganz besonderer Tanzabend zu live interpretierter Barockmusik kommt am 4. Mai am Staatstheater Kassel zur Premiere: Kristel van Issum und Anat Oz kreieren mit TANZ_KASSEL „Winterwende. Barocke Visionen für das Ende der Zeit“. Das Zeitalter des Barocks ist eine zerrüttete Welt, hat doch der Dreißigjährige Krieg in Europa eine gespenstische Leere, zerbrochene Menschen und eine entgötterte Welt hinterlassen und die Angst vor Pest und Krieg. Eigenwillige kunsthistorische und weltpolitische Erscheinungen, großes Welttheater, in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Täuschung verwischen, territoriale Streitfragen prägen ein Zeitalter, das von unserer Gegenwart nicht weit entfernt steht.

Ähnlich wie der berühmte Maler des Frühbarocks Caravaggio tauchen die Choreograf:inen Kristel van Issum und Anat Oz in ihren Stücken „Winterwende“ und „Flare“ hinein in eine zerrissene Welt aus Zynismus, Widersprüchen und absoluter Schönheit.

„Winterwende“ bezieht sich auf den kürzesten Tag des Jahres, auf die längste Nacht, aber eben auch auf die Erneuerung. Der Blick zurück führt in die Zukunft und fordert auch dazu auf, das Leben zu feiern. Über ihre Choreografie, die dem Abend auch den Titel gibt, sagt die renommierte niederländische Künstlerin Kristel van Issum: „Ich reise choreografisch in eine Welt aus Licht und Schatten, wo die Schönheit im Hässlichen aufleuchtet. Das Licht der Aufklärung, das hinab strahlt hinunter in die tiefsten Abgründe des menschlichen Seins – ein ewiger Kampf zwischen Hell und Dunkel: Chiaroscuro.“

Neben der Choregrafie von Kristel van Issum gibt es das zweiteilige Stück „Flare | נוּר“ der jungen, aufstrebenden israelischen Choreografin Anat Oz zu sehen, die für renommierte zeitgenössische Kompanien wie die Kibbutz Contemporary Dance Company, Roy Assaf Dance, Inbal Dance Theater und Idan Sharabi & Tänzer tanzte. In der Spielzeit 2022/23 kreierte sie für die MIR Dance Company in Gelsenkirchen „Crossed in Gold“ im Rahmen des Tanzabends „Demetra“. In der NDT-Saison 2024-2025 ist sie Teil des Up & Coming Lab-Programms.

Ihre Bewegungssprache ist vielschichtig, jedes Element dient mehreren Zwecken gleichzeitig. Emotionen kommen durch Textur zum Ausdruck, Bilder evozieren Klarheit oder Mehrdeutigkeit, die Dynamik der Tänzer spiegelt gesellschaftliche Verhaltensweisen wider, und musikalische Verbindungen bieten vertraute Berührungspunkte oder alternative Perspektiven.

Die Tänzer:innen von TANZ_KASSEL tanzen zu Musik von Johann Joseph Vilsmayr, Heinrich Ignaz Biber und François Couperin, live interpretiert von Laura Frey (Gambe), Giulia Glennon (Orgel und Cembalo), Martin Jopp (Barockvioline) und Ralitsa Ralinova (Sopran).

 

Premiere: Samstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Nächste Vorstellungen: 11.5. (19.30), 18.5. (19.30), 26. 5. (16 Uhr), 5.6. (19.30 Uhr), 7.6. (19.30 Uhr)

Karten sind erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online unter www.staatstheater-kassel.de