„Queen Blood“ von Ousmane Sy 

„Queen Blood“ von Ousmane Sy 

Frauenpower!

Ousmane Sy mit „Queen Blood“ bei Fokus Tanz #6 auf Kampnagel

Energiegeladener geht es kaum noch: sechs junge Frauen rocken die Bühne der K6 – ebenso kraftvoll und entschlossen wie charmant und anmutig. Eine Sensation!

Hamburg, 23/02/2020

Die Choreografie stammt von einem Mann, aber getanzt wird sie von Frauen. 2012 gegründet besteht die Kompanie „Paradox-Sal“ aus acht jungen Tänzerinnen, sechs von ihnen waren nach Hamburg gekommen, um die jüngste Kreation von Ousmane Sy alias Babson erstmals in Deutschland zu präsentieren: „Queen Blood“.

Blut fließt hier allerdings keines, im Gegenteil, es geht eher friedlich zu auf der komplett schwarz abgehängten Bühne, deren weißes Tanzrechteck von Scheinwerfern begrenzt wird. Während das Publikum die Plätze in der zum dritten Mal ausverkauften K6 einnimmt, machen sich die sechs Frauen warm – und schon das vermittelt einen Eindruck, wo die Reise an diesem Abend hingehen wird: ins Land des Hip-Hop, gewürzt mit Elementen aus Capoeira und Tap Dance und diversen anderen Street Dance-Einflüssen

Und dann legen sie los, die Tänzerinnen in ihren Sneakers, alle in bequeme schwarze Hosen und eng anliegende Oberteile gekleidet (Kostüme: Hasnaa Smini) – eine ganze Stunde lang, ohn‘ Unterlass, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die Musik ebenso zündend wie die geschmeidigen Bewegungen der Frauen, die mal einzeln, mal gruppiert, mal im Ensemble auftreten. Immer im Dialog miteinander, ihre Körper kommunizieren, ihre Augen, ihre Füße, teilweise atemberaubend schnell und dynamisch, hin und wieder aggressiv und fordernd, manchmal verhalten, leise, besonnen, zärtlich.

Jede hat ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, beeinflusst durch ihre Herkunft: Odile Lacides, die auch bei der Choreografie assistiert hat, stammt von den Antillen, Valentina Dragotta aus Italien, Dominique Elenga aus Afrika, Nadiah Idris aus Australien, Cynthia Lacordelle aus Paris mit nordafrikanischen Wurzeln, Audrey Minko aus Kamerun (es wäre schön gewesen, im Programmzettel mehr über diese Tänzerinnen zu erfahren, gerade weil sie mit ihrem Tanz einen Bezug zu ihrem Ursprungsland herstellen und auch weil im Internet so wenig über sie zu lesen ist). Und so erzählen sie Geschichten aus ihrem Leben – berührend, bewegend, leidenschaftlich.

Ousmane Sy hat ihnen mit „Queen Blood“ ein Stück auf die grazilen Körper und Seelen choreografiert, wie es stimmiger nicht sein könnte. Und jede drückt ihm ihren ganz eigenen Stempel auf – bis sie zum Schluss silhouettenartig ins Dunkel verschwinden. Das Publikum in der Kampnagelfabrik kannte zu Recht kein Halten und johlte und trampelte und klatschte sich die Hände wund, Standing Ovations inklusive. Was für ein Abend!
 

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