Für die Öffnung der Theaterhäuser!

Offener Brief von Dampfzentrale Bern und Schlachthaus Theater Bern

Theater sind aktuell pandemiesicherer als Treffen von Menschen in Privaträumen. Trotzdem fallen sie vielerorts unter die strengen Regeln, die größere Menschenansammlungen in öffentlichen Gebäuden unterbinden. So auch in Bern, wo eigentlich jetzt ein Tanzfestival stattfinden sollte.

Bern, 27/10/2020

Das Festival Tanz in Bern musste sehr kurzfristig abgesagt werden. Auf Anweisung des Kantons bleiben alle Theater im Kanton bis zum 23. November geschlossen. Dagegen wehren sich die Leitungen der Dampfzentrale Bern und des Schlachthaus Theater Bern wie auch schon zuvor die Intendant*innen der Münchner Theater mit einem offenen Brief.

Die Situation in den Theaterbühnenbetrieben war in den letzten Wochen seit Saisonbeginn eine gute. Trotz der zu Recht strengen Auflagen konnten wir Schutzkonzepte entwickeln, die es uns ermöglichen, Theater- und Tanzveranstaltungen unter für alle akzeptablen Bedingungen durchzuführen. Wir waren parat!

Zuschauer*innen in Theater-, Tanzhäusern sitzen ruhig, atmen ruhig. Sie sprechen, singen und bewegen sich nicht während der Veranstaltung. Contact Tracing, Abstandsregeln, reduzierte Platzzahlen, Achtung auf Hygiene und die Maskenpflicht haben Vorstellungen zu Corona-Zeiten möglich gemacht. Nur selten stecken sich Menschen bei Kulturanlässen an. Die meisten Besucher*innen haben alle Regeln ohne größeren Unmut befolgt und die Vorstellungen waren sehr gut besucht. Wir spürten den Wunsch der Menschen danach, gemeinsam Kultur erleben zu dürfen.

Die Getränkekonsumation war mit den Auflagen vom 16. Oktober zunehmend schwieriger zu regeln. Theater-, Veranstaltungsbetriebe könnten in einem nächsten Schritt auch ohne Barkonsumation auskommen. Die Bühnenereignisse aber komplett zu streichen, indem die Theaterbetriebe geschlossen werden, halten wir für die falschen Konsequenzen.

Wir können veranstalten. Wir wollen veranstalten!

Wir halten es für essentiell, als Kulturbetriebe weiterhin für die Menschen offen zu sein. In den Bühnenstücken, die wir zeigen wollen, geht es ums Heute, um unser aktuelles Zusammenleben. Schauspieler*innen und Tänzer*innen bringen Gefühle und Überlegungen zum Ausdruck, die uns betreffen. Artefakte gehen uns an – sie lenken uns ab von aktuellen Sorgen oder helfen, aus Sackgassen des Denkens herauszufinden. Wenn sich Körper auf der Bühne begegnen, erleben diese Nähe, die sich auch bei physischem Abstand aufs Publikum überträgt.

Kunst ist ein notwendiges Elixier zum Leben und Überleben. Wir möchten unserem Publikum in Bern Zuversicht geben und wir haben Konzepte, die das können. Wir sind kooperativ. Wir sind kompromissbereit. Wir stehen hinter klaren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Aber wir wollen live für Publikum spielen!

Für die Öffnung der Theaterhäuser!

Anneli Binder (Dampfzentrale Bern)
Ernst Jäggli (Dampfzentrale Bern)
Maike Lex (Schlachthaus Theater Bern)
Roger Ziegler (Dampfzentrale Bern)

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