„Simple Dance“ von Jacopo Godani / Dresden Frankfurt Dance Company

„Simple Dance“ von Jacopo Godani / Dresden Frankfurt Dance Company

Kleine Fingerübung gefällig?

Die Dresden Frankfurt Dance Company hält ihr Publikum fit

Mit dem Video-Trainingsprogramm „Simple Dance“ für minimale Bewegungen und Koordination kann nun jede*r Teil der Dresden Frankfurt Dance Company werden. Aber auch für klassisch Zuschauende gibt es mit „#Alter Ego“ etwas zu sehen.

Dresden/Frankfurt, 06/02/2021

Wenn Sie Ihre Hand flach auf den Tisch legen, schaffen Sie es, Ihren Ringfinger ohne zu zittern anzuheben, und wirklich nur den Ringfinger? Klingt vielleicht banal, ist es aber bei weitem nicht. Die Dresden Frankfurt Dance Company vereint Tänzerinnen und Tänzer, die schon ganz genau wissen, was sie machen, mit ihrem neugierigen Publikum. Und da den Tänzer*innen, zwangsläufig, in den letzten Monaten genauso die Decke auf den Kopf zu fallen schien wie dem Publikum, das schon so lange keins sein darf, gibt es jetzt auf Youtube eine kleine, feine Video-Serie "Simple Dance" der Kompanie, die Übungen zum nachturnen vermittelt. Und diese beginnen ganz simpel im Sitzen am Tisch. Es geht also erst einmal um die Finger, die Hände, doch auch die Atmung kommt nicht zu kurz. Darauf sollte man sich wirklich einfach einlassen. Es lohnt sich. Pro Woche gibt es zehn verschiedene Anleitungen. Das ist alles recht knapp gehalten und somit übersichtlich. Trotzdem sollte man am Ball bleiben. Nicht nur, dass am 8. Februar bereits Level 3 veröffentlicht wird. Ab dann geht es richtig los. Die Übungen steigern sich in ihrer Komplexität, und ab dem dritten Level heißt es schrittweise: Weg vom Tisch! „Die Schwierigkeitsstufe steigert sich langsam von Level zu Level, sodass Bewegung und Koordination stetig verbessert werden“, verspricht Jacopo Godani, Künstlerischer Leiter der Kompanie. „Es wird körperlich aber vor allem für die Koordination schon etwas anspruchsvoller.“

Was die Zuschauenden und Mitturnenden hier erleben, sind detaillierte Einblicke in den Alltag von Tänzer*innen. Natürlich findet der nicht im Sitzen am Frühstückstisch statt. Deutlich wird hier aber, welche Bedeutung jedem einzelnen Finger innerhalb komplexer Bewegungsvokabularien zukommt. Schon allein das Zuschauen ist erhellend. „Wir haben die Übungen auch mehrmals im gesamten Team gemeinsam ausprobiert, um sicherzugehen, dass sie für jedermann gut durchzuführen und nicht zu komplex sind. Einige Übungen haben wir nochmals angepasst. Die Übungen sind simpel und sollen dennoch die Sprache und Bewegung der Company widerspiegeln“, so Jacopo Godani. Insgesamt wird es fünf Levels geben, die im Wochenrhythmus veröffentlicht werden.

Wem das trotzdem zu kompliziert erscheint und wer sich in der Rolle des Zuschauers eher aufgehoben fühlt, kann sich die zweite Video-Serie der Kompanie gönnen, bei der die einzelnen Tänzerinnen und Tänzer zu sich nach Hause einladen. Allerdings ist jeder Drehort verfremdet worden, hin zu „etwas Metaphysischem“, wie Jacopo Godani erklärte. Auf der Basis der Kostüme und der spezifischen Bewegungsvarianten der Choreografie „Alter Ego“, die im Oktober 2019 im Festspielhaus Hellerau zu sehen war. „#AlterEgo / Ich bin Deutscher Expressionismus“ zeigt mehr als zehn kurze Clips, die, inspiriert von Filmklassikern wie „Metropolis“ und „Nosferatu“ so düster wie beklemmend daherkommen. Für diese Form der filmischen Weiterführung der ursprünglichen Choreografie haben die Tänzerinnen und Tänzer klare Vorgaben gehabt, wie Felix Berning, Tänzer der Kompanie, erläutert: „Für mich ist mein Video eine Übersetzung des filmischen Expressionismus in den zeitgenössischen Tanz. Ich habe versucht, die Atmosphäre, und die Gestik in eine tänzerische Choreografie zu übertragen. Andere Tänzer*innen haben sich in ihren Videos dagegen mehr auf Schauspiel fokussiert. Es gab ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Auch die Kulissen sind sehr unterschiedlich gewählt. Das hatte oft einen ganz praktischen Grund, dass man erst einmal einen geeigneten Hintergrund finden muss, nicht jeder Platz eignet sich gut dafür. Da muss man wirklich kreativ werden. Einige von uns haben beispielsweise ihre Keller als Drehorte gewählt.“ Die Ergebnisse sind äußerst beeindruckende Arbeiten, in denen jeweils ganz bewusst die Möglichkeiten des Films wie Kameraperspektive, Schnitte oder Blenden eingesetzt worden sind, um durch diese Zusätze die performative Grundlage ästhetisch-künstlerisch zu erweitern und in ihrer Aussage zu verstärken. Das Konzept geht derart gut auf, dass man sich tatsächlich wünscht, die Clips wären länger.

In einem Making-of verrät Jacopo Godani das Geheimnis hinter den merkwürdigen Extremitäten der Tänzerinnen und Tänzer. Aber wirklich wissen muss man das gar nicht. Um die Wirkung der Ergebnisse in vollen Zügen genießen zu können, genügt jeweils einer der Clips kurz vor dem Schlafengehen. Eine unruhige, sehr unruhige Nacht ist damit garantiert.

Die beiden Videoserien sind auf dem Youtube-Kanal der Dresden Frankfurt Dance Company abrufbar.

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