„Postheroica" von Tanzwerke Vanek Preuß

„Postheroica" von Tanzwerke Vanek Preuß

Reigen der (Halb-)Versehrten

Tanzwerke Vanek Preuß dekonstruieren mit „Postheroica“ genussvoll Beethoven

Ironie ist es, die sich immer wieder erkennen lässt, die dabei aber nicht den Respekt Beethoven oder anderen „Helden“ gegenüber vom Tisch fegt. Ein Schmunzeln ist kein blödes Grinsen. Das hätte Beethoven mit Sicherheit gefallen.

Bonn, 24/06/2021

Von Anfang an ist es nur noch ein kläglicher Rest des, wie es heißt „Mythos Beethoven“. Nora Vladiguerova, Dwayne Holliday und Tobias Weikamp straucheln auf die Bühne. Sie stolpern, scheinbar unkontrollierbare Krämpfe ermöglichen kaum ein Vorwärtskommen. Auch die Kostüme wirken, als wären sie irgendwann mal etwas gewesen, als hätte Beethoven in diesem Aufzug vor dem Klavier gesessen, bevor er in den Mixer geraten ist. Über allem hängt ein lautes Dröhnen aus den Lautsprechern, die Performer artikulieren sich präverbal. Bis er einbricht in dieses systemlose Durcheinander, bis Beethovens Musik erklingt. Und plötzlich, ganz langsam, wird dann doch so etwas wie eine Art System in den Bewegungen deutlich, eine Art Komposition. Dann hat es den Anschein, als ergäben die Dinge mit einem Mal Sinn, aber besser erscheint deshalb trotzdem noch nichts. Alles bleibt verkrampft, spastisch, als unterläge allem ein Unvermögen oder eine Unmöglichkeit, dem mit einem unbedingten Willen zum Ausdruck begegnet wird.

Was Tanzwerke Vanek Preuß als Outdoor-Performance am Ufer des Rheins direkt vis-à-vis der Beethovenhalle konzipiert haben, lässt die Idee der Dekonstruktion tatsächlich aus allen Poren triefen. Dabei wird aber nichts zerschmettert. Beethoven wird nicht angespuckt, sondern sorgsam und vorsichtig von einem inneren Sockel gehoben. So staatstragend Mondscheinsonate und Schicksalssymphonie auch daherkommen, hier darf gelacht werden. Das ist auch deshalb möglich, weil immer wieder ein musikalischer Wechsel zwischen Beethovens Tragik und ganz anders gelagerten, elektronischen Sounds gesucht wird. Damit wird dem Drama die Luft rausgelassen. Und das schafft Raum für Reflexionen über ganz persönliche „Helden“. Da scheint plötzlich Jesus am Kreuz zu hängen, „Drei Engel für Charlie“ posieren für ihr Filmplakat, Vogue bricht unvermittelt ins Bewegungsmuster, und an der Rampe wird die Merkelraute eingenommen. Gesten, Gesten, Gesten. So ganz einfach lassen sich „die Großen“ erkennen. Die Inhalte dahinter sind und bleiben subjektiv.

Das ist kurzweilig, weil sich die Sache selbst nicht zu ernst nimmt. Da liefern sich Dwayne Holliday und Tobias Weikamp einen Brüll-Wettbewerb, der sich einzig um den Satz „Art must be beautiful!“ dreht. Ironischer geht’s kaum. Und genau diese Ironie ist es, die sich immer wieder erkennen lässt, die dabei aber nicht den Respekt Beethoven oder anderen „Helden“ gegenüber vom Tisch fegt. Ein Schmunzeln ist kein blödes Grinsen. Das hätte Beethoven mit Sicherheit gefallen.

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