Kurz angefragt

Fragen an Anne Neumann, die Gründerin der internationalen tanzmesse nrw

Düsseldorf, 29/07/2006

Tanznetz: Wie kam es zu der Idee ein Tanzmesse zu veranstalten? 

Anne Neumann: Wolfgang Hoffmann, der Leiter des Theater- und Tanzreferates des Kultusministeriums NRW hatte die Idee, eine Leistungsschau der NRW - Tanzszene veranstalten zu lassen. Da ich über das langjährige Management für Susanne Linke die Internationale Tanzszene recht gut kannte und dort auch einige Arts Markets kennengelernt hatte, von denen ich sehr begeistert war, konzipierte und plante ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der GZT NRW etwas Ähnliches in Deutschland nur für die Tanzsparte zu entwickeln. Meine Erfahrung bei den ausländischen Veranstaltungen war, dass ich als Neuling in der Szene unkompliziert Kontakte knüpfen und mir Know How über das internationale Tanzgeschehen aneignen konnte, so dass ich schnell den Stellenwert meiner Arbeit im internationalen Managementbereich erkannte und ich so angeregt und inspiriert meine Tätigkeit für Susanne Linke weiterentwickeln konnte. So unkompliziert gelang mir das bei keinem Festival.

Dies wünschte ich mir auch für die NRW - Tanzszene. Auch sie sollte sich durch das Vergleichen mit anderen Ensembles besser einschätzen und weiterentwickeln können. Nur im direkten Vergleich mit anderen lernt man sich besser einschätzen, nur im direkten Gespräch mit Kollegen baut man seine Kontakte aus. Das Kultusministerium fand dieses Konzept gut und mit der Stadt Essen fanden wir einen begeisterten Veranstaltungspartner. 

Wie sah diese erste Messe aus? 

Es gab nur eine kleine Anzahl von Informationstischen, überwiegend von Institutionen in der Halle 12 auf Zeche Zollverein in Essen, aber schon über 30 NRW Ensembles, die sich in abendfüllenden Vorstellungen und Showcases präsentierten. Die Eröffnung fand im Aalto-Opernhaus in Anwesenheit des Kultusministers Schwier statt. Das Ballett der Stadt Essen, das Ballett der Rheinoper unter der Leitung von Heinz Spoerli präsentierten sich, das Ensemble von Bernd Schindowski, Richard Wherlock, Reinhild Hoffmann, Susanne Linke und viele andere auch jüngere Ensembles - alle aus NRW - waren dabei und die Politik des Landes war wegen der Qualität und der Vielfalt begeistert. So viel Tanz hatte man in so kurzer Zeit an einem Ort noch nicht sehen können.

Im jetzigen Choreographischen Zentrum - damals noch in einer leeren Waschkaue ohne elektrische Stromanschlüsse - präsentierte NEUER TANZ eine wunderbar poetische Vorstellung. Die Idee zu einem dauerhaften Arbeitsort für Tänzer und Choreographen in diesem Gebäude nahm erste Gestalt an. Der Slogan TANZLAND NRW wurde danach kreiert und hat uns bei unserer weiteren tanzpolitischen Arbeit sehr geholfen. Es gab zudem Fotoausstellungen, eine Plakatausstellung des Tanztheaters Wuppertal, eine Videothek des Deutschen Tanzfilm Instituts und ein gutes, die Kommunikation förderndes gastronomisches Angebot. Einen Katalog gab es bereits - ähnlich dem heutigen - mit vielen nützlichen Adressen überwiegend aus NRW.

Was hat sich seitdem verändert? 

Gleich nach der ersten Veranstaltung war klar, dass der Fokus sich bei der nächsten Messe 1997 auf die deutsche Tanzszene erweitern sollte, damit sich die NRW-Szene im nationalen Kontext vergleichen, messen und auch verbessern konnte - danach wurde der Fokus international ausgerichtet mit einem Weltmarkt der Tanzregionen. Es war unser Wunsch, dass Tanzschaffende, die sich in Deutschland präsentieren, sich auch gleichzeitig die hiesigen Ensembles ansehen sollten und sich somit Kontakte weltweit ergeben, die über Austausch auch wieder Arbeit für Tänzer in allen Teilen der Welt bringen konnten. Das Konzept konnten im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Tanzfestival NRW unter der Leitung von Marc Jonkers voll eingelöst werden. Künstler, Manager und Veranstalter aus aller Welt waren in Essen zu Gast und trafen auf ein begeistertes riesiges Publikum. Tanzhochschulen präsentierten ihre Arbeit und fanden bei einem tanzbegeisterten jungen Publikum mit ihren Eltern große Beachtung. Tanzstudierende, auch aus Hamburg und Stuttgart, erlebten, wie vielfältig die Szene arbeitet. 

Was wünschen Sie der internationalen tanzmesse nrw für die Zukunft? 

Eine Akzeptanz in noch breiteren Künstler- und Organisatorenkreisen, die erkennen, dass ein unkompliziertes Zusammentreffen der weltweiten Tanzcommunity - offen für alle Interessierte - von Nutzen für das Tanzschaffen in Deutschland und darüber hinaus sein wird. Nicht nur Künstler auch Politiker, Kulturverwalter und ein breites Publikum sollen entdecken können, wie vielfältig Tanzkunst heute ist.

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