Hannovers neuer Ballettabend

„Trios“ mit großem Ensemble

Hannover, 14/05/2007

Nach „Molière“ und „Romeo und Julia“ zeigt sich Hannovers neue Truppe unter dem Wiener Jörg Mannes im neuen Ballettabend mit drei abstrakten Choreografien beeindruckend virtuos. Auch Musikkenner Mannes kann in „Trios“ endlich sein größtes Talent ausspielen, nämlich gehörte Musik mit sichtbarer Bewegung zu konterkarieren, ohne Rhythmen, Struktur, Tempo und Dynamik einfach zu „illustrieren“. Er visualisiert das Flair eines Musikstücks – ebenso wie Nacho Duato in seinem zeitgenössischen Debussy-Meisterwerk „Duende“, was soviel bedeutet wie „Fee“ und „Zauber“.

Ähnlich wie der Spanier deutlich Nijinskys legendäres Ballett „Nachmittag eines Faun“ auf Debussys Musik zitiert, denkt Mannes weiter, ins Heute. Er konfrontiert Haydns Quartett opus 33, Nr. 5 (aus der Serie der „Russischen Quartette“) mit Schostakowitschs Trio opus 67. Aber da wird’s kompliziert für den heutigen Zuschauer. Den vielseitigen, klugen, seitenlangen Essay von Mannes' Dramaturgin Stephanie Schroedter über die Zusammenhänge der beiden Kompositionen im Programmheft goutieren die meisten Ballettfans gar nicht. Sie wollen schönen Tanz sehen.

Minutenlanger Applaus zeigt, dass Jörg Mannes und seine Kompanie in Hannover nach der „Ära Thoss“ gut angekommen sind. Mannes bietet einige wirklich geniale Szenen – die beste gleich zu Beginn: wenn der Vorhang sich hebt, stehen die 13 Tänzerinnen und 12 Tänzer stramm wie Soldaten. Nach und nach verabschieden sich kleine Gruppen, bis nur noch drei Solisten übrig bleiben, während im Orchestergraben vier Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannovers Haydn exquisit intonieren. Die „Abschiedssinfonie“ lässt grüßen... Deutsche Theaterkultur ist bedroht, aber um Hannovers Ballett steht's im Moment (mit 28 Planstellen) noch ziemlich gut.

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