Die 7. Internationale Tanzmesse NRW in Düsseldorf beginnt Ende August

Ein Interview mit Kajo Nelles, Geschäftsführer der Internationalen Tanzmesse NRW

Düsseldorf, 18/08/2008

Herr Nelles, zum 7. Mal Internationale Tanzmesse in Düsseldorf. Die Tanzmesse ist ja ein echtes Erfolgsmodell. Was macht ihren Erfolg aus?

Kajo Nelles: Nachdem die Tanzmesse 2001 bei einer Umfrage des Kommunalverbandes Ruhrgebiet auf der Bewertungsskala die Note 1,8 erhielt und unter den Top Ten der beliebtesten Ruhrgebiet-Festivals den ersten Platz belegte, entwickelte sie sich seit 2002 in Düsseldorf zu einem unverwechselbaren internationalen Netzwerk-Ereignis für den zeitgenössischen Tanz. Der Erfolg liegt in unserer Einstellung begründet. Wir konzentrieren uns auf das, was uns alle verbindet. Das ist die Liebe zum Tanz mit seinen vielfältigen Ausdrucksformen.

Begonnen hat die Messe als NRW-Landesmesse, heute ist sie ein internationales Ereignis. Wie bringt sich das Tanzland NRW ein?

Kajo Nelles: Das Tanzland NRW und die Tanzstadt Düsseldorf bringen sich von Seiten der Politik und Kulturverwaltung als Gastgeber für die weltweite Tanzszene ein. Dies ist eine großzügige Geste. Tanzkünstler, Tanzveranstalter und -promoter aus Nordrhein-Westfalen nutzen natürlich die Gelegenheit um ihren Kollegen vor Ort ihre Arbeiten zu präsentieren. Orte, mit denen ich körperlich in Kontakt gekommen bin, hinterlassen einen viel stärkeren Eindruck als virtuelle Orte bzw. Kontakte. Insbesondere für unsere ausländischen Gäste bleibt NRW nicht nur ein seltsamer deutscher Begriff sondern wird zum Ort, der mit Erlebnissen und Erfahrungen verbunden ist.

Ist der Erfolg der Tanzmesse auch eine Messlatte für das Interesse an zeitgenössischem Tanz?

Kajo Nelles: Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Zeitgenössischer Tanz befindet sich noch immer in einer Kunstnische. Bei der Tanzmesse merken die Teilnehmenden jedoch, dass diese Nische immer stärker bevölkert wird. In unserem Heimatort sind wir vielleicht eine verschwindend kleine Gruppe von Tanzschaffenden und Tanzbegeisterten im Vergleich zu zahlreichen anderen Menschen und Themen, die ein ganzes Land bewegen können. In Düsseldorf kann diese Gruppe Gemeinschaft erleben und in ihren Visionen bestätigt und gestärkt werden.

Was bietet die Tanzmesse dem Tanzinteressierten?

Kajo Nelles: Die Tanzmesse bietet dem tanzinteressierten Publikum ein breites Kaleidoskop von ca. 50 Kompanien, die es in vier Tagen und Nächten zu erleben gibt. 50 Kompanien sind 50 Blickwinkel auf Tanz. Was ist Ihr Blickwinkel? Oder haben Sie sich schon mal getraut aus einem anderen Blickwinkel auf Tanz zu schauen? Das umfassende Programm-Angebot der Tanzmesse fordert dazu auf, verschiedene Ansatzpunkte zu suchen, um sich mit Tanz auseinander zu setzen.

Welcher Schwerpunkt steht diesmal im Fokus?

Kajo Nelles: Konzeptionell wurde weder ein Schwerpunkt, noch eine Schwerpunktregion von uns gewählt. Es haben sich jedoch für mich persönlich Themen herausgebildet. So z. B. die Illusion des Seins. Was ist Realität, was ist Illusion? Wie schaffe ich Realitäten? Wie schaffe ich Illusionen? Oder: Werden und Vergehen. Dann: Verhüllung und Blöße. Verbirgt das Kostüm den Körper? Verbirgt der Körper den Tanz? Besonders freuen wir uns, dass es nach langen Jahren eine sehr starke Beteiligung unserer niederländischen Nachbarn gibt. Wir beabsichtigen, dieses Band noch fester zu knüpfen!

Ihr Veranstaltungstipp?

Kajo Nelles: Ich freue mich auf alle Veranstaltungen, für die ich Tickets reserviert habe. Traurig bin ich darüber, dass ich leider wegen der vielen Parallelveranstaltungen nicht alles sehen kann, was ich will. Ein Tipp zum Schluss: Verliere das Kleine nicht aus den Augen! Und für Freunde der Fotografie: Es gibt eine Europapremiere mit Fotos japanischer Tanzphotografen „The 100th Anniversary of Kazuo Ohno’s Birth“ im NRW Forum.

Wird die Tanzmesse in Zukunft auf weitere Städte ausgedehnt?

Kajo Nelles: In den Vorjahren hatten wir bereits Partnerschaften mit Essen, Dortmund und Köln. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit der Fabrik Heeder, die für die Künstler in NRW seit langen Jahren ein zuverlässiger Partner ist. Eine Aufgabe sehen wir darin, unseren Gästen soviel wie möglich ist, vom Tanzland NRW zu zeigen. Neben Krefeld laden wir auch an zwei Abenden in Köln zu einer Performance im Öffentlichen Raum mit Angie Hiesels und Roland Kaisers chinesisch-deutschem Haarprojekt ein.
Das Gespräch mit Kajo Nelles führte Klaus Keil

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