Vom Glitzern und Funkeln

Prächtige „Jewels“ von Balanchine beim Hamburger Ballett

Hamburg, 07/07/2008

Es war die 17. Vorstellung seit der Premiere am 25. Juni 2006, und sie war wie immer komplett ausverkauft – „Jewels“, dieses Juwel unter den Balanchine-Stücken und vom Balanchine-Trust nur an sehr wenige Kompanien weltweit vergeben, wurde im Rahmen der Ballett-Tage in Hamburg endlich wieder einmal aufgeführt, und zwar aufs Prächtigste.

Die „Smaragde“ machten den Anfang – ein muskalisch sperriges, leicht melancholisches Werk, das eine klare Gestik erfordert, die bis ins Kleinste gehalten und durchgetragen werden muss. Es ist keine vordergründige, effektheischende Brillanz, die hier gefordert wird, sondern eine eher leise, dafür umso intensivere Qualität – wie sie geschliffenen Smaragden nun mal eigen ist. Barbora Kohoutkova gelang das vortrefflich – und einmal mehr war zu bedauern, dass diese fabelhafte Tänzerin mit einer wunderbar feinen Linie zum Ende dieser Spielzeit ihre Karriere in Hamburg beendet. Nicht nur mit Rot komplementärfarbig, sondern auch von Musik (Strawinskys Capriccio für Klavier und Orchester) und Choreografie her das absolute Kontrastprogramm zu den „Smaragden“: die rhythmisch extrem schwierigen „Rubine“. Silvia Azzoni und Alexandre Riabko zündeten hier ein Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Lasziv-erotisch, mit delikater Akkuratesse und akurater Delikatesse wirbelten sie gemeinsam mit einer weiblichen (sehr fein: Catherine Dumont) und vier männlichen Solisten sowie acht Tänzerinnen über die Bühne, dass man mit dem Staunen kaum hinterherkommt. Das war Genuss pur. Wenn nur der Dirigent (Markus Lehtinen) nicht den Schlussakkord vermasselt hätte...

Und dann die Krönung: „Diamanten“. Ganz in weiß zelebrierten Hélène Bouchet (als würdige Nachfolgerin von Heather Jurgensen) und Carsten Jung hier nach Tschaikowskys Symphonie Nr. 3 die hohe Kunst der Bewegung. Fast wie eine Schwanenprinzessin, mit atemberaubenden, Sekundenbruchteile gehaltenen, präzise eingesetzten Verzögerungen zeigte Hélène Bouchet hier Tanzkunst vom Allerfeinsten, garniert mit französischem Schmelz und verhaltener Koketterie. Das war lupenrein bis in die Fingerspitzen und technisch absolut brillant (da gab es nicht einen einzigen hörbaren Schritt!).

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern