Vom Blue Lake Arts Camp an die Elbe

Kultureller Austausch zwischen Theaterballettschule Magdeburg e.V. und „Blue Lake International Ballet Ensemble“ aus Michigan

Magdeburg, 30/06/2010

In diesem Jahr hatte die Vorbereitung der 350 Eleven der Theaterballettschule Magdeburg auf die traditionelle Gala zum Abschluss des Schuljahres im Opernhaus etwas Besonderes. Die Schülerinnen und Schüler sahen gemeinsam mit den Pädagogen um Irene Schneider einer künstlerischen Begegnung der ganz besonderen Art entgegen. Auf seiner Europatournee machte das „Blue Lake International Ballett Ensemble“ mit seinen 25 jungen Tänzerinnen und Tänzern vom 27. bis 30. Juni in Magdeburg Station. Künstlerische Leiter und Choreografen der Kompanie sind Jamie Brege und Cory Goei, der gleichzeitig auch Artistic Director des Blue Lake Fine Arts Camps in Michigan ist. Mit großer Herzlichkeit wurden die Tänzer aus den USA von den Schülern und den Eltern empfangen, die sie in ihren Familien aufnahmen und betreuten, und während der gemeinsamen Proben für die Gala im Opernhaus der Elbestadt, einem Training mit den Pädagogen der Theaterballettschule, einem Workshop und einem Gartenfest mit Barbecue wurden Freundschaften geknüpft.

Der Tanz zwischen Klassik und Jazz, Modern Dance und Musicalperformance war natürlich im Mittelpunkt des Treffens. Es stand im Rahmen des seit dem Jahr 2000 zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Blue Lake Fine Arts Camps bestehenden Austauschprogramms von Chören und Orchestern unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums, das erstmals das Treffen von jungen Künstlern in der Sparte Tanz und Ballett organisierte.

Intensiv hat sich die Theaterballettschule auf dieses Event vorbereitet. Die beiden „Früh übt sich“-Schulaufführungen dienten den Magdeburgern Tanzschülern als eine Art „Generalprobe“ für die gemeinsame Gala am 28. Juni 2010. Und die bot in erstaunlicher tänzerische Qualität von beiden Ensembles ein erstklassiges Programm, in dem sich das Spektrum der künstlerischen Ausbildung in den ganz unterschiedlichen Einrichtungen widerspiegelte. Das „Blue Lake Fine Arts Camp“ mit seinen vielen künstlerischen Sparten wurde vor 40 Jahren als eine Familienstiftung gegründet und fördert seither besonders talentierte Jugendliche durch mehrwöchige Sommercamps und die Besten durch Tourneen nach Europa.

Mehr als 400 Ensembles aus ganz Europa waren im Rahmen des Internationalen Austauschprogramms in Michigan oder auf Tournee im Mittleren Wesen der USA. Und auch die Eleven der Theaterballettschule Magdeburg werden im nächsten Jahr nach Michigan reisen und den Besuch des Blue Lake International Ballett Ensembles erwidern. Darüber hinaus übergaben Jamie Brege und Cory Goei der Theaterballettschule die finanzielle Ausstattung für ein Stipendium für die Teilname an einer Sommerschule im Blue Lake Fine Arts Camp.

Im ersten Teil des fast dreistündigen Galaabends zeigten beide Schulen ihr bemerkenswertes Können im klassischen Tanz. Den Auftakt bildete ein Reigen von Tänzen nach Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy (u.a „Ein Sommernachtstraum“ und die „Italienische Sinfonie“) unter dem Motto „Color Splash“, mit viel Fantasie für Gruppenarrangements choreografiert von Jamie Brege. Interessant war dann, wie sich beide Ensembles auf ganz unterschiedliche Art und Weise Tschaikowskys Klassiker „Schwanensee“ annahmen.

Während Jamie Brege und Cory Goei das Pas de trois aus dem 2. Akt und den Walzer für Solisten und Ensemble der Blue Lake Company neu choreografierten, wobei die jugendliche Frische und tänzerische Unbekümmertheit der erst 12-jährigen „Herren“, ihre ansteckende Freude und Lust an der Bewegung beeindruckten, hatte Nadja Sementchukova unter Verwendung der Originalchoreografie von Marius Petipa das Divertissement aus dem 3. Akt mit dem Russischen Tanz, dem Spanischen Tanz und der Mazurka sowie den Grand Pas de deux samt Variationen, einstudiert, und zwar mit Jana Jünemann als Odette, mit Alexander Sementsachukov, dem ehemaligen Solotänzer des Magdeburger Balletts, sowie Kristina Weber.

In den Originalkostümen aus den beiden „Schwanensee“-Inszenierungen von Irene Schneider in Magdeburg wurde dieser Teil des Abends zu einem tänzerischen Feuerwerk und einem ästhetischen Genuss, wobei den beiden Solisten das Adagio und die Variationen mit Bravour gelangen. Der Mädchenreigen im Russischen und Spanischen Tanz und die temperamentvoll getanzte Mazurka zeigten wunderbar synchrone Bewegungslinie und exakte Körperhaltung.

Vor dem Divertissement aus „Paquita“ in der schwierig zu tanzenden Originalchoreografie von Marius Petipa, die Tomomi Sakaguchi mit 17 Tänzerinnen in eigens dafür gefertigten Tutus einstudiert hat, wirbelten die Mädchen des Blue Lake Ensemble im „Tanz der Freunde“ aus dem Ballett „Coppelia“ über die Bühne. Die jungen Tänzerinnen aus den USA beobachteten voller Anerkennung und Bewunderung in der „Gasse“, wie Samanta Hinz, Marie Luise Quednow und Franziska Meyer ihre Soloparts ohne Fehl und Tadel tanzten und sich mit den anderen Tänzerinnen in immer wieder neuen Reigen und Bögen fanden. Hier zeigte sich die kontinuierlich Aufbauarbeit der Pädagogen, die tänzerische Früherziehung und die Vorbereitungsklassen mit den 4-6jährigen Kindern und deren Heranführung an den klassischen Tanz.

In der Gala „Früh übt sich“ gab es davon mit den Tanzbildern „Mäusekrimi“, „Romantische Suite“ und „Schirmchentanz“ mit dutzenden Kindern auf der Bühne Kostproben. Enthusiastisch der Beifall hier wie im 2. Teil bei den im Stil der großen Musicalrevue von Anett Münch choreografierten und stilvoll inszenierten Szenen aus den Musicals „Jesus Christ Superstar“ mit Julien Schrader als Solisten und in dem als turbulentes Tanzspektakel in der Petticoat-Mode der 6oer Jahre auf die Bühne gebrachten Medley aus dem Kultmusical „Hairspray“. Hier wirbelten die Teenies über die Bühne und machten das „Welcome to the 60's“ zum bonbonfarbigen, schrillen Happening – eine Tanzshow der Theaterballettschule der Extraklasse.

Kontrastprogramm dazu aber nicht weniger eindrucksvoll die Tanzfantasie „Througths Inside“, die Jamie Brege für die hingebungsvoll tanzende Hope Berghus und das Ensemble choreografiert hat. Die Choreografin selbst erinnerte in dem Solo „Lulu“ (Choreografie: Barrington Hinds auf einen Song von Rufus Wainwright) an den expressiven und emotionsgeladenen Tanzstil von Mary Wigman.

Tänzerische Verführung pur war die von Samanta Hinz, Franziska Meyer, Marie Luise Quednow und Schülerinnen der Theaterballettschule in verführerischem Schwarz getanzte „Tango Fantasie“ in der Originalchoreografie von Irene Schneider aus ihrem umjubelten Ballettabend „Tango, Tango“ (2001).

Enthusiastischer Beifall für alle Tänzerinnen und Tänzer, Blumen und Gastgeschenke wechselten ihre Besitzer, viel Lob für die Organisation, für das große Engagement der Theaterballettschule und ihrer Leiterin Irene Schneider und das Versprechen, im nächsten Jahr den Besuch zu erwidern und auch künftig das Austauschprogramm zwischen Sachsen-Anhalt und dem Blue Lake Fine Arts Camp in Michigan mit Leben zu erfüllen.
 

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