„Gesualdo“ von Peter Breuer; Liliya Markina und Marian Meszaros

„Gesualdo“ von Peter Breuer; Liliya Markina und Marian Meszaros

Happy Birthday - „Gesualdo“ - Peter Breuer

Pick bloggt über seinen alten Kollegen und dessen neues Werk

Alles Gute zum 70. Geburtstag wünscht Günter Pick seinem ehemaligen Kollegen Peter Breuer und schaut noch bei dessen neuem Stück „Gesualdo“ vorbei.

Salzburg, 31/10/2016

Zweimal nein, denn so alt bist Du ja nun wirklich nicht und Gesualdo hat auch nicht Geburtstag am 29. Oktober, also alles Gute zum 70. lieber Peter! Du hast allen Grund Dich eines reichen Lebens zu erfreuen, wenn es auch manchen Rückschlag zu verschmerzen gab, wie z. B. die Scheidung von Nini Stucky (Solistin an der Deutschen Oper am Rhein) oder den Verlust Deines Anwesens in Bayern. Aber wie Du geerdet bist, hast Du Dir neue Schläppchen angezogen und hast das weggedreht, weggesprungen und die berühmtesten Ballerinen mit Dir in andere Welten getragen, um sie dann sehr sorgfältig wieder auf ihre schönen Füße in glänzenden Spitzenschuhen zu setzen. Schließlich hast Du in Salzburg, der Kunstmetropole für aufregende Sommer, Deine Heimat gefunden, wo es, seit Du da bist, auch kaum noch Schnürlregen gibt!

Auf was für ein pralles Künstlerleben Du zurückblicken könntest – was Du kaum tust, weil Du so beschäftigt bist, neue Themen für neue Kunstwerke zu finden – mit Wegbegleitern wie Maren Zimmermann und Bruno Schwengl, der weiß, wie Du tickst und Dir herrliche Räume und Kostüme schafft. Auch die mit Böhm, Karajan, Schenk, Noelte, Neumeier usw. verwöhnten Salzburger machen sich schick wie zu Festspielzeiten, wenn sie zu Dir in die Vorstellung kommen und sind mit Dir und Deinem Ensemble sehr zufrieden. Genau wie Dein Intendant Carl Philip von Maldeghem, der Dir alle Freiheiten gibt. Lutz Hochstraate war leider zur Premiere nicht da. Der, der Dich an die Salzach holte und dieses, Euer, Publikum auch ins leerstehende Festspielhaus brachte. Dein jetziger Intendant hat Ähnlichkeiten mit Hellmut Matiasek (ehemals auch Intendant in Salzburg) und bei ihm am Münchner Gärtnerplatztheater habe ich Ähnliches genossen wie Du in Salzburg jetzt. Er hätte Dich auch engagiert, als ich mich für neue Wege entschieden habe, wenn er sich nicht leider in den Ruhestand begeben hätte. Und für Klaus Schulz‘ Pläne, der Münchens zweite Oper auf den Kopf stellte, wären weder Du noch ich der Richtige gewesen.

Eigentlich hätte ich über Deine aktuelle Premiere „Gesualdo“ in Salzburg viel früher schreiben sollen, aber ich dachte, es ist besser bis nach Deinem Jubeltag zu warten. Ich fand das Thema der Produktion sehr reizvoll und auch die Musik neben der des Renaissancemeisters, mit der man sicher keinen Abendfüller machen kann, hat mir sehr gefallen. Vor allem die des Walter Haupt, den ich mit seiner Rosi lange nicht getroffen hatte, hat sicher zum Erfolg des Abends stark beigetragen. Aber ich sollte die live singenden Ensemblesänger hier besonders loben: Diese schwierige frühe Musik des Abendlandes hat live vorgetragen doch eine ganz besondere Wirkung.

Manchmal habe ich gedacht, da hat er, der Breuer, sich aber viel vorgenommen und seine Dramaturgin Maren Zimmermann konnte ihn wohl auch nicht bremsen. Vielleicht hätten die Charaktere etwas schärfer gezeichnet werden können, vor allem, weil es Doppelungen gibt. Diese etwas schwüle Atmosphäre vom Übergang des Mittelalters zur Renaissance hat mir aber schon gepasst, mit all ihren Ängsten und Lüsten. Aber die Geister Aufhocker, Succubus, Incubus und Alp konnte ich nicht zuordnen.

Bei den führenden Solisten stimmte alles. Der mordende Gesualdo, getanzt von Marian Meszaros, ist ja geradezu dieser Typ Mann, der zum Mörder wird, obwohl man es ihm nicht zutraut. Und seine fremdgehende Gattin Liliya Markina, in aller Unschuld, besitzt alle Farben einer Frau, die auch nichts dafürkann, was sie ihm antut. Es bliebe nicht nur Iure de Castro zu erwähnen, für den offenbar keine entsprechende Rolle mehr zu besetzen war, also erfand der Breuer den Torquato Tasso dazu, der in diesem Stück nur wenig zu suchen hatte. Aber mit Recht, denn er glänzt und tanzt alle außer dem Bühnenbildner an die Wand, auch wenn es inhaltlich wenig Sinn macht. Aber das ist die Freiheit der Kunst!

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