„Graces" von Silvia Gribaudi

„Thank You!”

Silvia Gribaudis Graces bei der Sommerszene Salzburg 2023

Mit ihrer leichten Parodie von Schönheitsidealen trifft Gribaudis Graces direkt das Thema der diesjährigen Sommerszene, „Come As You Are“, und kann hierbei als eine offene Einladung zu mehr Unbefangenheit im Umgang mit Schönheit und Hässlichkeit verstanden werden.

Salzburg, 25/06/2023

Von Angelika Steger

Das Publikum kommt bei Silvia Gribaudis Graces aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Die vier Performer*innen, darunter die Choreografin selbst, handeln auf eine humorvolle Weise unterschiedliche Interpretationen von Schönheit, Maß und Proportion aus. Das 2018 uraufgeführte Stück hat seinen Ausgangspunkt bei Antonio Canovas Marmorskulptur Die drei Grazien (1814-1817), die Schönheit in einem antiken, beziehungsweise klassischen Verständnis darstellt.

Die Performer*innen betreten nacheinander in Badekleidung die weiße, hell beleuchtete Bühne und bleiben erstmals peinlich berührt stehen. Vereinzelte Lacher im Saal. Es folgen unterschiedliche Szenen, die Kunstformen wie Ballett, Oper, aber auch das Posieren von Bodybuildern und ‚männliche‘ Kämpfe parodieren. Dazwischen bedankt sich Gribaudi immer wieder beim Publikum, welches daraufhin brav applaudiert. Im Sinne partizipativer Teilhabe stellt sie die Fragen „What is beauty?“ und „What is prosperity?“, die mehr als eifrig aus dem Publikum beantwortet werden.

Als Höhepunkt glänzt eine von Swing-Musik begleiteten Einlage, bei der die Performer*innen Wasser aus Plastikflaschen auf die Bühne schütten und in goldener Unterwäsche auf spektakuläre Weise auf ihr herumschlittern, sich drehen, hüpfen und posieren.

Mit dieser Parodie von Schönheitsidealen und Bewegungsstereotypen trifft Gribaudis Graces direkt das Thema der diesjährigen Sommerszene, „Come As You Are“, und kann hierbei als eine offene Einladung zu mehr Unbefangenheit im Umgang mit Schönheit und Hässlichkeit verstanden werden. Das Publikum in Salzburg muss dabei in der Interaktion seine Komfortzone verlassen, aber Gribaudi und ihre Kollegen wissen auch mit dieser Unsicherheit umzugehen und bringen den Saal, der zum Abschluss begeistert zu Standing Ovations aufspringt, in Rage.

Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg und der Sommerszene Salzburg unter der Leitung von Nina Hümpel.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern