„ELIO SOLO“ von Elio Gervasi.

„ELIO SOLO“ von Elio Gervasi.

Getanzte Poesie

Elio Gervasi zeigt in „ELIO SOLO“ wie aus reduzierten Bewegungen eine ganze Choreografie und mit wenigen Requisiten poetische Bilder entstehen können.

Der Tänzer und Choreograf ist eine kreative Konstante in der Wiener Tanzszene. Jetzt zeigt sich Gervasi in einem großen Solo wieder selbst auf der Bühne.

Wien, 28/07/2022

Während das Publikum noch Platz nimmt, wandert Elio Gervasi immer wieder einmal auf der Bühne herum. Es scheint, als sei er auf der Suche nach etwas. Sein Fokus richtet sich aber auch auf das Publikum, wie er so mit den Händen in den Taschen dasteht. Fast unmerklich beginnt das Solo. Ausgehend von der Bewegung seiner linken Hand wandert ein Impuls durch den ganzen Körper. Es sind – ganz wie man es von Gervasis Choreografien gewohnt ist – sehr zarte, manchmal fast unscheinbare Bewegungen und doch tanzt immer sein ganzer Körper.

Genau mit dieser besonderen Qualität prägt Elio Gervasi seit 35 Jahren mit seiner eigenen Kompanie die Wiener Tanzszene. Gut 50 Jahre lebt der gebürtige Italiener mittlerweile in Wien. Nun steht der 1953 geborene Tänzer wieder selber bei der Uraufführung seines Stückes „ELIO SOLO“ im Rahmen von ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival auf der Bühne. Das Konzept dafür hat der Dramaturg Karl Baratta entworfen, die Choreografie stammt von Gervasi selbst.

Gervasis Bewegungsmaterial ist sehr klar strukturiert, manchmal minimalistisch und feinfühlig, dann wieder raumgreifend und bewegt. Man merkt, dass hier jemand mit vielen Jahrzehnten an Lebens-, Tanz- sowie Bühnenerfahrung performt und genau das macht diesen Abend so spannend. Auch der Bühnenraum ist anfangs klar strukturiert: rechts hinten ein Baum, links hinten eine silberne Wand aus Metall und eine weiße aus Holz, auf die zwischendurch ein Video projiziert wird, das Gervasi bei der Probenarbeit mit Tänzer*innen zeigt. Alberto Franceschini hat dieses verfremdet, indem er ein reines schwarz-weiß-Video ohne jegliche Graustufen daraus gemacht hat.

Während das Video läuft, bringt Gervasi diverse Requisiten, u. a. grüne Plastikkisten, Metallplatten, Stäbe, auf die Bühne. All diese Dinge verwendet er, um Geräusche zu erzeugen, Skulpturen zu bauen oder einfach damit zu spielen und so poetische Bilder entstehen zu lassen. Es ist diese Spiel- und Tanzfreude, die den knapp siebzigjährigen Tänzer in einer ganz besonderen Aura erstrahlen lässt. Unterstützt wird diese durch die Komposition von Alessandro Vicard. Am Ende des knapp einstündigen Solos gibt es für einen sichtbar bewegten und erfreuten Elio Gervasi viel Applaus.

 

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