Braig-Witzels schließen ihre Schule in Zuffenhausen

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Stuttgart, 31/03/2002

Sie gehörten mit zu den ersten, die das Ballettleben in Stuttgart nach dem Krieg neu angekurbelt haben: Renate Braig-Witzel und ihr Mann Alfred Braig, die Anfang Mai 1949 in der Schwieberdinger Straße in Zuffenhausen eine Schule für Ballett, Gymnastik und Tanz eröffneten – da, wo sie noch heute, inzwischen freilich mächtig expandiert, residiert und nunmehr ihre Pforten schließen wird. Das wird ein trauriger Tag sein – ein Tag aber auch, an dem sie voller Stolz darauf zurückblicken können, was hier an Pionierarbeit für den Tanz geleistet worden ist, quer durch die Gattungen und Generationen, von den tänzerisch-rhythmischen Ballett-Vorbereitungskursen für Vorschulkinder bis zu den Senioren, die von ihnen so mit Tanz infiziert wurden. dass sie auch im fortgeschrittenen Alter nicht davon lassen mochten.

Zusätzlich zu den Ballett-, Gymnastik-, Amateur- und Gesellschaftstanzklassen, die vom frühen Morgen bis in die späten Abendstunden die Säle mit tänzerischem Leben erfüllten, gingen aber auch entscheidende weiterreichende Impulse von hier aus – nicht nur der Aufbau und die Etablierung des ersten für die ganze Bundesrepublik zuständigen Ballettlehrer-Berufsverbandes, sondern durch die Einrichtung der Internationalen Tanzwochen und Ferienkurse wurden Verbindungen in alle Welt, mit prominenten Gastdozenten aus aller Herren Länder geknüpft.

Deren dauerhafteste und fruchtbarste war zweifellos die bis in die unmittelbare Gegenwart reichende freundschaftliche Beziehung zu José de Udaeta, einst einer der brillantesten Tänzer, die Spanien je hervorgebracht hat und heute Doyen der spanischen Tanzpädagogen (und Kastagnetten-Experten), dessen Schüler längst in allen Erdteilen tanzen und unterrichten – darunter zahlreiche, die ihm erstmals in Zuffenhausen begegnet sind.

Wenn der andalusische Stern, der solchermaßen ein halbes Jahrhundert lang über Zuffenhausen funkelte, nunmehr erlischt, da es sich als unmöglich erwies, einen geeigneten Nachfolger zu finden, so sind die Braig-Witzels durch ihre unermüdlichen Aktivitäten über die Jahrzehnte hinweg zu einem Synonym für die tänzerische Vitalität dieser Stadt geworden, das ihnen einen Ehrenplatz in der Stuttgarter Chronik des Tanzes sichert.

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