Amilcare Ponchielli: "La Gioconda"

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Zürich, 17/04/2003

Dies ist eine der großen Ballettopern des 19. Jahrhunderts, Jahrgang 1876 – bei den modernen Musiktheater-Regisseuren so unbeliebt, dass sie das Ballett meist streichen, beziehungsweise durch irgendwelche Bewegungskinkerlitzchen ersetzen. Das ist in Zürich nicht der Fall! Gilbert Deflo ist ein herzlich altmodischer Regisseur, und seine Inszenierung ist entsprechend musikalisch dominiert – mit Nello Santi, dem Dirigenten, als Herz und Seele des Ganzen, mit großen Sängerstimmen, statuarischen Chor-Tableaux und Steh- und Rampentheater.

Und Ballett, wie gesagt – sowohl mit der Furlana im Eröffnungsbild und dem berühmten „Tanz der Stunden“ im Festbild. Doch nicht etwa, wie früher üblich, von der Ballettkompanie des Hauses getanzt, mit der Primaballerina an der Spitze, choreografiert vom Chef höchstpersönlich – nein, dafür sind sich unsere heutigen Opernballettkompanien zu fein – und zu überbeschäftigt. Also muss Ersatz her. In diesem Fall Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule für das Opernhaus Zürich – nicht einmal die Zurich Juniors –, und die Choreografin heißt Berta Vallribera Mir (José Udaeta versichert mir, sie sei eine Schülerin von ihm).

Und so gibt es anfangs das übliche karnevalistische Gehopse aufgemotzter Commedia-dell'arte-Figuranten und dann den – von Santi ausgesprochen Scala-reif interpretierten – Tanz der Stunden mit zehn Tänzerinnen in farblich auf die Tageszeiten abgestimmten Tunika-Kostümen, mit Sarah-Jane Brodbeck als Nacht, zumeist auf halber Spitze, klassisch-grundiert, nicht unmusikalisch, brav und bieder ver- und getanzt – wie seit Jahrzehnten an jedem Stadttheater mittlerer Güte zu sehen. Gemessen an der gestrigen „Toten Stadt“ würde ich sagen: Tote Hose!

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