Bernd Krause gestorben

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Stuttgart, 07/04/2003

Er war einer der tanznetz-Mitarbeiter der ersten Stunde – und ganz sicher einer, dem mit am meisten daran gelegen war, dem Tanz im Internet die zeitgemäße Heimstätte zu verschaffen, die ihm in den Printmedien mehr und mehr verloren zu gehen droht. Deswegen hat er ihm auch auf seiner eigenen Homepage eindeutig die führende Position eingeräumt. Dort werden wir zumindest noch eine Weile nachlesen können, wie sehr er mit dem und für den Tanz gelebt hat, denn dort sind seine Rezensionen der letzten fünf Jahre gesammelt. Ende letzten Jahres hat er sich von seinen Lesern verabschiedet – eine besonders heimtückische Krankheit zwang ihn dazu, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Drei Monate lang hat er, zusammen mit seiner ihn selbstlos betreuenden Frau, hartnäckig dagegen angekämpft – heute Morgen ist er zu Hause, in seiner Wohnung in Fellbach bei Stuttgart gestorben.

Soviel ist sicher: niemand kann ihn ersetzen! Ein uneigennützigerer, allein der Sache verpflichteter journalistischer Begleiter des Tanzes und der Tänzer ist weit und breit nicht in Sicht. Ich meine ihn gut gekannt zu haben und gut mit ihm zusammengearbeitet zu haben – und ich habe immer einen enormen Respekt vor ihm gehabt, vor seinem Wissen, vor seinem Enthusiasmus, seiner Gründlichkeit, seinem Engagement, seiner Loyalität. 1940 in Berlin-Weißensee geboren, in Ost-Berlin aufgewachsen, eigentlich dazu bestimmt, Landwirt zu werden, hat er erst relativ spät den Tanz für sich entdeckt, in Stuttgart – dafür aber in einer Intensität, dass ich zu behaupten wage, dass sein Leben von da an ein einziger Pas de deux war, mit Terpsichore als seiner Partnerin.

Neben seiner Frau sind die Stuttgarter Tänzer des letzten Vierteljahrhunderts wohl diejenigen, die am ehesten zu würdigen wissen, was sie an ihm verloren haben, denn keiner unter den mir bekannten Kollegen – und ich muss mich da schuldig bekennen, zu ihnen zu gehören – hat sich so intensiv um sie gekümmert wie er, die er oft schon in den Vorstellungen der Ballettschule für sich entdeckt und dann in ihrer Bühnenkarriere journalistisch begleitet hat. Und wenn sie später Stuttgart verlassen haben, ist er ihnen auch weiterhin treu geblieben und hat es auf keiner seiner zahlreichen Amerika-Reisen oder sonst wohin versäumt, sie an ihrem neuen Wohnsitz aufzusuchen. Es wird schwer sein, ohne ihn in Zukunft auskommen zu müssen. Der 7. April 2003 ist ein Trauertag – nicht nur für Stuttgart, sondern für alle, denen das Ballett am Herzen liegt!

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